Nachfrage für Bio-Lebensmittel wächst stark | Bio-Landwirtschaft hinkt hinterher

Nachfrage für Bio-Lebensmittel wächst stark | Bio-Landwirtschaft hinkt hinterher

Nach wie vor wird das Wachstum der Bio-Landwirtschaft in Deutschland von der Parteien-Politik im Dienste der Agro-Industrie behindert und gebremst. Und während in der medial geprägten öffentlichen Diskussion das Bashing der VerbraucherInnen gepflegt und eine generelle Tendenz zu "Geiz ist geil" unterstellt wird, zeigen die statistischen Zahlen ein ganz anderes Bild der Realität: Der Markt für Bio-Lebensmittel wächst in Deutschland Jahr für Jahr mit enormen Steigerungsraten von mehr als 5 Prozent und erreichte 2019 einen Umsatz von 11,97 Milliarden Euro.

Von 2018 auf 2019 wuchs der Umsatz bei Bio-Lebensmitteln in Deutschland sogar um 9,7 Prozent. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Lebensmittel haben sich in Europa zwischen 2009 und 2018 verdoppelt. 2018 gaben die DänInnen und SchweizerInnen am meisten für Biolebensmittel aus (312 Euro pro Kopf).

Das Wachstum der Bio-Landwirtschaft in Deutschland hinkt jedoch nach wie vor der Entwicklung hinterher. Im Jahr 2018 bewirtschaftete die Bio-Landwirtschaft 1,52 Millionen Hektar - lediglich rund 9 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands. Dies ist auch kein Wunder, da die Agrar-Subventionen, die weit überwiegend über den Umweg über die EU verteilt werden, nahezu ausschließlich in die Taschen der industriellen Landwirtschaft fließen. Symptomatisch ist auch, daß die Bundesregierung weniger als 2 Prozent des gesamten Budgets für Agrarforschung in die Forschung für Bio-Landwirtschaft investiert. Große Chemie-und Agro-Konzerne wie BAYER, der 2016 den US-amerikanischen Monsanto-Konzern (Glyphosat) für 60 Milliarden Euro aufgekauft hat, bestimmen in Deutschland nach wie vor maßgeblich die Politik.

Österreich erreichte im Jahr 2019 in der EU mit 24,7 Prozent den größten Anteil von Bio-Landwirtschaft an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche - gefolgt von neuen weiteren Staaten, in denen die Bio-Landwirtschaft einen Flächen-Anteil von über 10 Prozent erreicht hat. In Deutschland jedoch lag der Anteil der Bio-Landwirtschaft auch 2019 noch unter 10 Prozent. In absoluten Zahlen liegt Spanien in der EU mit 2,4 Millionen Hektar Bio-Landwirtschaft an der Spitze, gefolgt von Frankreich (2,3 Millionen Hektar) und Italien (2,2 Millionen Hektar).

Daß der Absatzmarkt in Deutschland für einen kräftigen Zuwachs der Bio-Landwirtschaft vorhanden wäre, zeigen folgende Zahlen: So erreichten Bio-Eier einen Anteil von über 30 Prozent an den insgesamt in Deutschland verkauften Eiern, Bio-Mehl einen Anteil von 26 Prozent und Milch 15 Prozent. Das größte Umsatz-Plus erzielten auf dem deutschen Lebensmittel-Markt im Jahr 2019 Bio-Kartoffeln, Bio-Milchrahmerzeugnisse und Bio-Gemüse mit einem Umsatz-Plus von jeweils über 20 Prozent. Doch Jahr für Jahr muß ein immer größerer Anteil der in Deutschland verkauften Bio-Lebensmittel aus dem europäischen Ausland importiert werden.

Diese in der Naturkost-Branche seit vielen Jahren bekannte Tatsache wurde 2013 durch eine Studie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn bestätigt: "Der Hauptgrund für das Auseinanderklaffen von wachsender Nachfrage und der Anzahl der hiesigen Betriebe sowie der biologisch bebauten Landwirtschaftsflächen liegt vor allem in den Entscheidungen der verantwortlichen Politikentscheider. Insbesondere seit 2003 hat sich die Situation verschärft. Das Handelsvolumen und der Absatz von Ökoprodukten ist im Vergleich zur umgestellten Fläche und den neu hinzukommenden Betrieben etwa um den Faktor 2,5 gestiegen. Die heimische Umstellung hinkt der Entwicklung beim Absatz seit Jahren hinterher."