Palmer will sein „Experiment“ trotz steigender Inzidenz nicht abbrechen

Palmer will sein „Experiment“ trotz steigender Inzidenz nicht abbrechen

Der Grüne Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer hält an seinem Öffnungsexperiment trotz recht munter steigender Inzidenz fest. Zwischen dem 18. März und dem 30. März ist die Inzidenz in der Stadt Tübingen von knapp 20 auf knapp 79 Fälle pro 100 000 gestiegen. Das heißt sie hat sich in weniger als 2 Woche nahezu vervierfacht. Palmer führt die höheren Fallzahlen auf die im Rahmen seines Experimentes massenhaft durchgeführten Tests zurück. Außerdem macht er einen Ausbruch in einer Erstaufnahme verantwortlich – wieder einmal sind es die Geflüchteten. Auch junge Leute, die sich im Freien versammeln und feiern hat Palmer schon verantwortlich gemacht. Die Zahlen bezeichnete Palmer als im Bundesvergleich „noch immer günstig“. Damit meinte er die absoluten Zahlen. Der Anstieg ist verglichen mit Bund und Land aber rekordverdächtig.

 

In der Kritik stehen auch die einfachen Tagesticketts, die man an den Teststellen in Tübingen bekommt. Sie lassen sich problemlos an Personen weitergeben, denen das Anstehen und Testen zu lästig ist. Palmer will nun Bänder mit QR-Code einführen, die mensch um den Arm trägt. Sie lassen sich nicht ablösen ohne sie kaputt zu machen.

 

Indessen kritisierte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach das Tübinger Experiment. Tübingen zeige, dass unsystematisches Testen die dritte Welle nicht stoppen könne. „Testen statt Lockdown“ sei ein Wunschdenken wie „Abnehmen durch Essen“, kritsierte Lauterbach auf Twitter.

 

Der bekannte Virologe Christian Drosten kritisierte sogenannte „Experimente“ mit Tests und Öffnungen allgemein. In seinem Podcast im NDR sprach sich Drosten nicht grundsätzlich gegen solche Versuche aus, warnte aber davor, sie bei hoher Inzidenz auszuführen. Außerdem mahnte er eine klare Zielsetzung an. Es müsse vorher festgelegt werden, was als Erfolg und was als Misserfolg des Experimentes anzusehen sei. Außerdem müsse es klare Kriterien für einen Abbruch geben. Wann und wie das Experiment evaluiert werde, müsste vorher ebenfalls festgelegt werden. Entsprechende Regelungen vermisst Droste bei den derzeit stattfindenden bzw. anberaumten „Experimenten“.