Der Präsident von Haitit, Jovenel Moise, ist gestern nach Angaben des Premierministers Claude Joseph in seiner Residenz angegriffen und getötet worden. Dadurch vertieft sich die politische Krise, in der Haiti steckt, noch weiter.
Gegen 1 Uhr früh Ortszeit soll „eine Gruppe nicht identifizierbarer Individuen“, wie Premier Claude Joseph in einer Pressemitteilung angab, die Residenz des Präsidenten Haitis angegriffen. Dabei wurde der Präsident Moise getötet, seine Frau angeschossen.
Der Inselstaat Haiti steckt in einer politischen Krise. Zuletzt hatte die Bevölkerung immer wieder gegen die Präsidentschaft von Moise protestiert. Aus Sicht der Opposition war seine fünfjährige Amtszeit Anfang Februar dieses Jahres abgelaufen, fünf Jahre nach dem Ende der Amtszeit seines Vorgängers. Für Moise allerdings, der nach mehrfach verschobenen und massiv erschwerten Wahlen, sein Amt erst im Februar 2017 antrat, war klar, dass seine Amtszeit noch bis Februar kommenden Jahres laufen müsste.
Er regierte zuletzt per Dekret, da die Legislaturperiode des Parlaments 2020 abgelaufen war und es keine Neuwahlen gab. Diese waren zwar in Planung – ebenso wie eine Verfassung – doch das Referendum wurde im Juni auf unbestimmte Zeit verschoben, wodurch es zu gewaltvollen Ausschreitungen kam. Nach UN-Angaben sind 1,5 der 12 Millionen Einwohner*innen Haitis von Versorgungsengpässen, Strom und Benzinknappheit und „allgemeinen Plünderungen“ betroffen – wie es aus einem Bericht der UN vergangene Woche heißt.
Erst vergangenen Donnerstag schlugen die in Haiti tätigen Hilfswerke Brot für die Welt, medico international und Misereor Alarm. Bewaffnete Banden wären in der letzten Woche zu den wichtigsten Knotenpunkten der Hauptstadt Port-au-Prince vorgedrungen und würden dadurch nun die Versorgung im Süden und Norden des Landes kontrollieren. Diese Vorfälle seien laut Hilfswerke „Teil einer kalkulierten Strategie des Präsidenten“. Dieser könne sich so als „die einzige politische Lösung“ präsentieren, um die Ausschreitungen einzudämmen.