Frankreich: Prozess wegen Misshandlung in der Pflege mit umstrittenen Videobeweisen

Prozess wegen Misshandlung in der Pflege mit umstrittenen Videobeweisen

In Frankreich steht am heutigen Freitag ein Pfleger vor Gericht, der die Bewohnerin eines Altenheims misshandelt haben soll. Die Familie der fast hundertjährigen Betroffenen hatten wegen eines Verdachts eine Woche lang heimlich das Zimmer per Video überwacht. Darauf sei zu sehen, wie der Pfleger eines Tages die alte Bewohnerin beschimpft und schlägt, damit sie ein Medikament einnimmt. An einer anderen Nacht ruft die Bewohnerin, die auf den Boden gestürzt ist, knapp 2 Stunden lang um Hilfe. Der Pfleger beschimpft sie wieder, zieht sie über den Boden und wirft sie auf das Bett.

Die Leitung des Altenheims hat den Tatverdächtigen vorerst bereits suspendiert und gegen ihn geklagt. Der Tatverdächtige wurde am gestrigen Donnerstag festgenommen. Die Polizei konfrontierte ihn mit den Videoaufnahmen. Doch der Pfleger behauptete bislang, er könne sich selbst auf den Bildern nicht erkennen.

Die umstrittene Methode der heimlichen Videoüberwachung wirft laut dem französischen Sender France Inter Fragen auf. Es wirft unter anderem die Frage auf, ob es sich bei dem Zimmer um einen Raum des Altenheims handelt oder um einen privaten Raum der Bewohnerin. Im ersten Fall würden die Regeln des Altenheims für die Videoüberwachung gelten. Im zweiten Fall könnte die Bewohnerin ihr Zimmer per Video überwachen lassen, müsste aber zumindest die eintretenden Personen darüber informieren.

(mc)