Türkei: Foltervorwürfe nach Putsch

Türkei: Foltervorwürfe nach Putsch

In einem Bericht dokumentiert die BBC Foltervorwürfe bei den Massenfestnahmen seit dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli. Eine Anwältin spricht von Misshandlungen von Mandanten. Sie habe Gefangene gesehen, denen die Köpfe an Wände geschlagen wurden, denen Rippen gebrochen wurden und die Verletzungen an Beinen hatten. Offenbar mit einem Handy aufgenommene Bilder zeigen Häftlinge mit blutüberströmten Gesichtern und Beinen. Ein Mann, der wegen angeblicher Beziehung zur PKK festgenommen war, sagt, auf einer Polizeiwache habe man ihm gedroht, seine Ehefrau vor seinen Augen zu vergewaltigen. Ihm selbst habe man an den Hoden verletzt und versucht ihn zu vergewaltigen. Er sagt: „Sprechen wir nicht über die übrige Folter, aber die sexuelle ist in der dunklen Ecke meines Herzens.“

Der Reporter spricht auch mit dem Sohn eines Abgeordneten, der nach der Festnahme, schwer an der Wirbelsäule verletzt wurde.

Der türkische Justizminister Bekir Bozdag erklärte auf Anfrage der BBC via Twitter, dass es keine Folter in türkischen Gefängnissen gäbe. Die das behaupten würden, seien „Verleumder“, wenn sie ihre Behauptungen nicht beweisen könnten.

Seit Juli wurden in der Türkei etwa 100 000 Personen wegen angeblicher Verbindung zu den Putschisten oder der PKK festgenommen und bis zu 30 Tagen festgehalten. Mindestens 36 000 wurden dauerhaft inhaftiert, darunter auch zahlreiche Journalisten und PolitikerInnen der prokurdischen Opposition.

Nachdem ihm zunächst ein Besuch verweigert wurde, soll ein Beobachter der UNO diese Woche Foltervorwürfe in türkischen Gefängnissen untersuchen. Nach Informationen der Zeitung Cumhuriyet, soll der Bericht der UNO über die Foltervorwürfe jedoch erst im März 2018 veröffentlicht werden.

Indessen geht der Umbau der Justiz in der Türkei mit großem Tempo weiter. Gestern wurden nahezu 4 000 RichterInnen bzw. Staatsanwälte versetzt oder befördert. Bei einer großen Säuberungsaktion im Juli wurde bereits ein Fünftel der Richterinnen und Richter entlassen und ihre Stellen neu besetzt.