Türkei relativiert Anschuldigungen gegen Saudi-Arabien wegen Khashoggi

Türkei relativiert Anschuldigungen gegen Saudi-Arabien wegen Khashoggi

Die türkische Regierung ist offenbar bemüht, es im Streit mit Saudi-Arabien um das Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi nicht zum Bruch kommen zu lassen. Yasin Aktay, einer der Berater des Präsidenten Tayyip Erdogan, erklärte in einem Interview mit der Zeitung al-Araby, Saudi-Arabien werde nicht beschuldigt. Die Türkei habe ihre eigenen Probleme mit dem „tiefen Staat“. Gemeint sind Teile des Staatsapparates, die Verbrechen begehen, aber nicht von der politischen Führung beauftragt sind. Die seriöse britische Zeitung The Guardian berichtet aus unbestimmter Quelle, hohe türkische Beamte hätten Vertretern der USA und der EU privat erklärt, dass sie weiter glaubten, Khashoggi sei ermordet worden, dass ihre Vorgesetzten aber keine weiteren Anschuldigungen wollten, nachdem Saudi Arabien Konzessionen gemacht habe.

 

Während es an offiziellen Erklärungen zum Fall Khashoggi in der Türkei mangelt, bedient die regierungsnahe, religiöse Zeitung Yeni Safak die Gerüchteküche. In einem vom Chefredakteur verfassten Artikel wird der Fall als Versuch dargestellt, die ohnehin schlechten türkisch-saudischen Beziehungen zu stören. „Das ist eine israelische Methode“ schreibt die Zeitung. Außer Israel werden die Geheimdienste Ägyptens und der Arabischen Emirate beschuldigt.

 

Inzwischen hat die Washington Post ein Foto veröffentlicht, das Khashoggi beim Betreten des Konsulats Saudi-Arabiens in Istanbul zeigen soll. Offiziell bestätigt wurde auch, dass am 2. Oktober als Khashoggi seinen Termin auf dem Konsulat hatte, 15 saudische Offizielle in zwei Flugzeugen nach Istanbul kamen und am gleichen Tag wieder abgereist sind. Dabei machten sie Zwischenlandungen in Kairo und Dubai, ehe sie nach Riad flogen.

 

Der türkischen Polizei wurde gestern erlaubt, das Konsulat zu betreten. Ob es ernsthafte Untersuchungen geben kann oder die Beamten nur einmal in alle Zimmer schauen dürfen wie vorher schon Journalisten, ist unklar.