Tag X | Der CASTOR-Transport nach Philippsburg | Ein Verbrechen mit massivem Polizeischutz

Tag X | Der CASTOR-Transport nach Philippsburg | Ein Verbrechen mit massivem Polizeischutz

Am 13.09. hatte die deutsche Anti-Atom-Bewegung von französischer Seite die Information erhalten, daß der CASTOR-Transport von der Plutonium-Fabrik La Hague zum Atommüll-Lager Philippsburg voraussichtlich in der 47. Kalenderwoche gestartet werde. Trotz der offiziellen Geheimhaltung war somit klar: Der Tag X wird zwischen Montag, 18.11., und Sonntag, 24.11., liegen. Die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen organisierten daher für Samstag, 9.11., eine Demo, um die Öffentlichkeit auf die verbrecherische und riskante Atommüll-Verschiebung hinzuweisen.

Überraschender Weise berichteten die Mainstream-Medien Ende Oktober und im November relativ ausführlich über den anstehenden CASTOR-Transport und auch die Argumente der Atomkraft-GegnerInnen wurden gelegentlich wiedergegeben. Stur hielt man allerdings am vorgegebenen Wording fest, auch wenn es seit Jahrzehnten widerlegt ist, daß es sich bei den Plutonium-Fabriken in La Hague und im britischen Sellafield jemals um "Wiederaufarbeitungsanlagen" handelte. Wie ein Mantra ist auch immer von den "völkerrechtlich verbindlichen" Verträgen die Rede und davon, daß es sich um "deutschen" Atommüll handele.

Mittlerweile hat sich aber auch unter den BewohnerInnen von Philippsburg und Umgebung herumgesprochen, daß ein sogenanntes Endlager für den hochradioaktiven Müll - wenn überhaupt jemals - dann frühestens in einigen Jahrzehnten zur Verfügung stehen wird. Das hochriskante Provisorium in Philippsburg, wo sich auch keine "Heiße Zelle" befindet, in der mit undichten CASTOR-Behältern hantiert und der Müll von einem defekten in einen anderen CASTOR-Behälter umgefüllt werden könnte, wird daher zu einem Langzeit-Lager. Eine Anwohnerin sagte denn auch illusionslos gegenüber dem SWR: "Uns war das schon ziemlich klar, daß das am Ende ein Endlager wird und kein Zwischenlager."

Auch Stefan Martus, der mittlerweile parteilose Bürgermeister von  Philippsburg, der wegen dem Konflikt aus der CDU ausgetreten ist, klang ziemlich resigniert, als er erklärte, daß nach Lage der Dinge zwei Drittel der BürgerInnen von Philippsburg es wohl nicht mehr erleben werden, daß der Atommüll abtransportiert wird.

Optimistisch zeigte sich hingegen Ewald Gröhbühl, der früher im AKW Philippsburg gearbeitet hat: "Ich habe kein Problem mit dem Zwischenlager, noch nie gehabt, weil ich weiß, die Castoren sind gut. Die sind alle dicht. Da kann nichts passieren."

Am 17.11. zeichnete sich ab, daß der Tag X einer der drei darauffolgenden Tage - Montag, Dienstag oder Mittwoch - sein wird. Bekannt ist, daß die Zugfahrt von Valognes bis zur deutschen Grenze 15 bis 19 Stunden dauern wird. Welchen Grenzübergang der Transport nimmt - bei Lauterbourg/Wörth oder bei Forbach/Saarbrücken - ist zu diesem Zeitpunkt noch offen.

Am Dienstag, 19.11., kam gegen 17 Uhr die Nachricht, daß die CASTOR-Behälter aus La Hague bereits per LkW zum Verladebahnhof in Valognes gebracht, auf Waggons umgeladen wurden und daß sich der CASTOR-Zug in Bewegung gesetzt hat. Er kann also bis Mittwoch Morgen die deutsche Grenze erreichen und bereits am Mittag in Philippsburg ankommen.

Am Mittwoch, 20.11., war dann gegen 10:30 Uhr zu erfahren, daß sich der CASTOR-Zug bei Reims befindet und die Route über Forbach/Saarbrücken nimmt. Zu dieser Zeit kreiste dort an der deutsch-französischen Grenze bereits ein Polizei-Hubschrauber. Um 12 Uhr stand der Zug in Neunkirchen, nachdem er die Grenze bei Forbach/Saarbrücken überquert hatte. In Neunkirchen wurde er von der französischen an die deutsche Seite übergeben - Lok-, Zug- und Sicherheitspersonal gewechselt. Gegen 16 Uhr kam der CASTOR-Zug in Philippsburg an, ohne daß eine Blockade ihn hätte aufhalten können.