Theater Basel: Ein Schauspiel – eine Oper!

Theater Basel: Ein Schauspiel – eine Oper!

 


 

Chris Rütschlin hat wieder in Basel Kultur geschnuppert. Die offiziellen Ankündigungen stehen unten, ihren Bericht könnt ihr hören.

https://www.theater-basel.ch/Spielplan/

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Der Mensch erscheint im Holozän

Schauspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Max Frisch. In einer Fassung von Thom Luz und David Heiligers.

Altersempfehlung: Ab 12 Jahren.

«Beginnt alles um mich herum langsam zu rutschen? Was bisher so fest gefügt und verankert war, ist ihm plötzlich nicht mehr zu trauen? Panik ist vorderhand nicht am Platz. Aber wäre es möglich, dass die bisherige Ordnung – wie soll man sagen? – kippt? Max Frischs Erzählung ist eine Meditationsvorlage für Zeiten, in denen es an allen Horizonten wetterleuchtet», schreibt der Literaturwissenschaftler Peter von Matt nach der aktuellen Lektüre des Texts von 1979.

Ein Erdrutsch hat das Tessiner Bergtal von der Zivilisation abgeschnitten. Es regnet und regnet. Herr Geiser, pensionierter Bürger von Basel, bereitet sich vor – auf die Rettung oder den Untergang. Mit der fantastischen Wachheit des Einsamen
beschreibt er seine Umgebung, macht Inventur, plant eine Flucht ins Nachbartal – und verschwindet schliesslich im weißen Nebel, von dem man nicht weiß, ob es normales schlechtes Wetter ist oder die hellen Schlieren des Vergessens, das auf uns alle wartet. Max Frisch erzählt die letzten Alltage eines Mannes, der begreift, dass er sich abhandenkommt und eingehen wird ins Unbewusstsein der Natur, in die Erdgeschichte mit ihren Jahrmillionen.
Hausregisseur Thom Luz inszeniert diese scheinbar einfache Geschichte als «Kammersinfonie auf ungesichertem Gelände» für vier Spieler und zwei Musiker, von Beethovens pastoralen «Heiteren Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande» bis zu Bartóks fast unhörbaren Mikrokosmen für verstimmtes Klavier.
Mit der Koproduktion mit dem Deutschen Theater in Berlin kommt Herr Geiser in Gestalt von Ulrich Matthes nun zurück in seine Heimat.



 

Pelléas et Mélisande

Oper von Claude Debussy

Drame lyrique in fünf Akten von Claude Debussy. Libretto von Maurice Maeterlinck. In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln. Altersempfehlung: Ab 12 Jahren.

Auf der Grundlage des gleichnamigen Schauspiels des belgischen Symbolisten Maurice Maeterlinck schuf Claude Debussy mit seiner einzigen vollendeten Oper ein kammerspielartiges Seelendrama über die Unfähigkeit, Dinge zu kommunizieren, die in einer Gesellschaft als unaussprechlich gelten.

In einem finsteren Wald begegnet Prinz Golaud der geheimnisvollen Mélisande und verliebt sich in sie. Er führt sie auf die väterliche Burg und nimmt sie zur Frau. In Golauds Halbbruder Pelléas findet Mélisande einen Seelenverwandten, mit dem sie bald mehr als nur Freundschaft verbindet. Doch das unglückliche Paar kann seine verbotene Liebe nicht ausleben und wird von Golauds obsessiver Eifersucht verfolgt …

Debussy ging es um die «Schilderung dessen, was nicht sichtbar ist», und so drückt die bisweilen geradezu flüsternde Musik ahnungsvoll das aus, was ungesagt bleibt. Gezeichnet mit einer Vielfalt an Klangfarben, typisch für den Impressionismus, entsteht so das Porträt einer zerrütteten Familie, in der sowohl psychische als auch physische Gewalt herrscht. Auch hundert Jahre nach Debussys Tod hat dieses Schlüsselwerk der Moderne nichts von seiner Eindringlichkeit eingebüsst.

Barbora Horáková Joly, die ihre Karriere als Spielleiterin und Regisseurin am Theater Basel begann, war 2017 Finalistin beim renommierten Regiewettbewerb Ring Award in Graz. Sie inszenierte u. a. am Opernhaus in Oslo und kehrt mit «Pelléas et Mélisande» ans Theater Basel zurück. Am Pult steht der Musikdirektor des Theater Basel, Erik Nielsen, der sich nach Korngolds «Die tote Stadt» und Strauss’ «Elektra» eines weiteren Meisterwerks des 20. Jahrhunderts annehmen wird.