Bürgerinitiativen aus NRW trafen sich in Ahaus | Kritik an Atommüll-Politik

Bürgerinitiativen aus NRW trafen sich in Ahaus | Kritik an Atommüll-Politik

Am 15. Oktober soll es einen Aktionstag gegen die drohenden CASTOR-Transporte von Jülich nach Ahaus geben. Das beschloß die Landeskonferenz der nordrhein-westfälischen Anti-Atom-Initiativen, die am 16. und 17.09. in Ahaus tagte. Anwesend waren über 25 Delegierte aus ganz NRW, darunter aus den Atom-Standorten Ahaus, Gronau, Jülich und Würgassen.

Die beschlossenen Protest-Aktionen wenden sich gegen die Pläne, rund 300.000 Kugel-Brennelemente des stillgelegten Jülicher Versuchsreaktors AVR mit insgesamt 152 CASTOR-Transporten von Jülich nach Ahaus zu verschieben. Die Initiativen sind übereinstimmend der Meinung, daß diese gefährlichen Straßentransporte unterbleiben und die CASTOR-Behälter mit dem hochgefährlichen Atom-Müll stattdessen in einer neu zu errichtenden Lagerhalle in Jülich mit drei Meter dicken Außenwänden untergebracht werden sollte. Doch dieser dringend benötigte Neubau werde sowohl vom Atommüll-Bundesamt (BASE) als auch von der Jülicher Entsorgungsgesellschaft (JEN) seit 10 Jahren systematisch hinauszögert.

"Die geplanten Transporte sind nicht nur riskant, sie sind zudem unsinnig," erklärte ein Sprecher der Initiativen: "Die Kugel-Brennelemente sind in der vorliegenden Struktur, die nicht einmal sauber deklariert ist, keinesfalls endlagerfähig. Sie müssten abgereichert und konditioniert werden. Entwicklung und Durchführung eines Konzeptes dafür kann aus technischen wie auch rechtlichen Gründen nicht in Ahaus stattfinden. Irgendwann müßten also erneut 152 Transporte zurück nach Jülich oder einen anderen Ort mit den entsprechenden Einrichtungen durchgeführt werden." Geplant sind für den 15. Oktober sowohl Kundgebungen in Jülich und Ahaus als auch an verschiedenen Orten entlang der möglichen Transportstrecke. Besonders ins Auge gefaßt werden dabei Rheinbrücken, die für mögliche Transporte infrage kommen.

Die Landeskonferenz befaßte sich auch mit den Problemen anderer Atom-Standorte in NRW. Auf Ablehnung stießen dabei die Absichten der URENCO, die Produktion der Urananreicherungsanlage Gronau weiter zu steigern und darüber hinaus weitere Lagerhallen und Bearbeitungsstätten für verstrahlte Zentrifugen zu bauen. Darin zeigt sich ein Widerspruch zu dem angeblichen Atomausstieg in Deutschland. Die UAA Gronau müsse stattdessen geschlossen werden, lautete eine der wichtigsten Forderungen. Auch die Planung für die Errichtung eines sogenannten "Logistikzentrums", eines gigantischen zentralen Lagers für schwach- und mittelradioaktiven Müll in Würgassen, das dem Lager "Schacht Konrad" vorgeschaltet werden soll, werden von den Initiativen abgelehnt. Bauliche Probleme und wiederholte Verzögerungen zeigen, daß das stillgelegte Erzbergwerk "Schacht Konrad" als Atommüll-Lager völlig ungeeignet ist. Zudem ist das in Würgassen vorgesehene Lager laut einer Studie der Länder NRW und Niedersachsen völlig überflüssig. Kriterien des Bevölkerungs- und Strahlenschutzes blieben bei seiner Planung gänzlich unberücksichtigt.

Bei der Konferenz wurde der Blick auch über die Landesgrenzen hinaus gerichtet: Kritik gab es daran, daß für die Brennelemente-Fabrik im benachbarten Emsland weiterhin Lieferverträge mit Rußland abgeschlossen würden. Besorgnis lösten auch die Ankündigungen aus den Niederlanden aus, Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen.