Wyhl vor 50 Jahren: Widerstand verhindert das AKW am Oberrhein

Widerstand verhindert das AKW am Oberrhein

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Plakat: NAI Hämmer gsait - Kein Atomkraftwerk in Whyl und anderswo - Badisch- Elsässische Bürgerinitiativen - mit durchgestrichenen Atomkraftwerken
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Keine (all rights reserved)
Quelle: 
Hubert Hoffmann
Am 18. Februar 1975, vor fast genau 50 Jahren, wurde im Wyhler Wald, am Oberrhein, unweit von Freiburg: Geschichte geschrieben. Es war der Tag des Baubeginns für ein „Kernkraftwerk Süd“. Doch so weit sollte es nicht kommen, Umweltaktivist:innen stellten sich quer, besetzten den Bauplatz – wie direkt nebenan, im elsässischen Marckolsheim, wo das Bauvorhaben für ein Bleiwerk wegen der dortigen Proteste wieder eingestellt wurde. Bewegte Zeiten. Und: Erfolgreicher Widerstand. Breiter Widerstand.

Kaiserstühler Winzerinnen und Freiburger Freaks, wertkonservative Landfrauen und dörfliche Honoratioren, linke Studierende und evangelische Pfarrer zogen (zwar nicht immer harmonisch) aber: an einem Strang. Und das in einer „bleiernen Zeit“, mit einem Hans Filbinger als Gegner, einem baden-württembergischen Ministerpräsidenten, der in der Nazi-Zeit als Marinestabsrichter Todesurteile zu verantworten hatte. Es gab kein Internet zur Vernetzung des Widerstands, keine freien Radios, eine wirkliche Umweltbewegung entstand in jenen Tagen gerade - und auch die Grünen, die anfangs ja tatsächlich Umwelt-Belange vertraten.

Heute, fünfzig Jahre nach der Bauplatzbesetzung von Wyhl, nach Reaktorunfällen in Three Mile Island in USA, nach Tschernobyl und Fukushima, sind die letzten deutschen Atomkraftwerke und auch die elsässischen AKWs in Fessenheim abgestellt. Damals kaum vorstellbar sind erneuerbare Energien heute deutlich kostengünstiger als Atomstrom, allein die Netze, die Steuer- und Speichertechniken sind noch auf dem Stand von damals. Mit anderen Worten: In Wyhl vor fünfzig Jahren wurde Geschichte geschrieben – aber: viel zu tun gibt‘s eben immer noch.

Radio Dreyeckland mit einem Sprung in den Februar 1975, mit Zeitzeug:innen und dem Charme einer tatsächlich „anderen Zeit“.