Im ostfranzösischen Bure versammelten sich am 20. September über 1.500 Personen, um gegen das geplante Endlager CIGEO und für den ehemaligen „Bahnhof von Luméville“ zu demonstrieren. Für mehrere Camps und ein vielfältiges Kulturprogramm waren über das Wochenende Menschen aus ganz Frankreich und den Anrainerstaaten ins Département Meuse gereist. Die Hauptdemonstration „Demo der Zukunft“ startete am frühen Nachmittag im 150-Seelendorf Mandres-en-Barrois bei strahlendem Sonnenschein, knatternden Hubschraubern und summenden Polizeidrohnen.
Nach einem bunten Umzug mit Großpuppen, Sambabands und Blasmusik kam es zu einer Zwischenkundgebung am westlichen Ortsausgang. Ein von der Endlageragentur ANDRA gekauftes, leerstehendes Gebäude wurde mit dem Spruch „Andra will alles zerstören“ verziert. Danach teilte sich die Demonstration etwa drei Kilometer vor den Gebäuden der Endlageragentur. Während ein Großteil der Demonstrierenden sich auf die angemeldete Route in Richtung der Ortschaft Bure bewegte, betraten rund 300 Autonome die sogenannte „rote Zone“, um sich dem oberirdischen Standort des Atommüllendlagers zu nähern. Wenige hundert Meter später kam es zur offenen Konfrontation mit den Polizeieinheiten.
Ein mehrstündiges hin und her entwickelte sich, während der „Gare à la revanche“-Block es versuchte, sich dem Endlagerstandort von Südosten zu nähern. Die laut offiziellen Angaben 920 eingesetzten Polizisten verschossen eine große Anzahl an Tränengas- und Blendschockgranaten. Dabei wurden mindestens zwei 300PS-Spezialfahrzeuge vom Typ „Centaure“ eingesetzt, die die Granaten zum Teil über 200 Meter weit in die Menge schossen. Nur durch ein Wunder blieb es bei wenigen Verletzten auf Seiten der Demonstrierenden, zumal die Gendarmerie auch blind in ein Waldstück schoss, in das einige Autonome vorgedrungen waren. Auch beim offiziellen Umzug roch es zeitweise nach CS-Gas. Nahe dem ehemalig besetzten Wald „Bois Lejuc“ gab es leichtere Auseinandersetzungen. Die Demozüge endeten am frühen Abend ohne Festnahmen an ihrem Ausgangspunkt.
Seit 1999 und dem Beginn der Niederlassung eines Atommüllabors an der Südmaas, war dies eine der größten Demonstrationen an dem, als Endlager für den hoch radioaktiven Abfall des französischen Atomstaates vorgesehenen Standort. Obwohl das Bauprojekt noch nicht genehmigt wurde, schreitet die Endlageragentur mit „Begleitzahlungen“, Repression und Enteignungsverfahren voran. Betroffen ist auch der ehemalige Bahnhof von Luméville, „La Gare“, auf dem in den letzten Jahren ein Hüttendorf errichtet wurde. In rund zwei Jahren soll nach Genehmigung des Bauvorhabens eine Castortrasse das verbarrikadierte Gelände durchqueren. Mit dem Camp „Endloser September“ wird zu einer anhaltenden Besetzung aufgerufen. Über die Enteignungsprozeduren kann ANDRA ab dem 11. Oktober auf das strategisch wichtige Gelände zugreifen. Die Bündnis „La Gare verteidigen“ ruft dazu auf, den Widerstand in der Meuse zu unterstützen, sich zu solidarisieren und sich der Besetzung anzuschließen.
LS
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