Hintergrund-Beitrag: Atom-Müll

Atom-Müll

Im allgemeinen wird in den Medien der Begriff Atom-Müll synonym mit den hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen benutzt. Daher hier im Folgenden zunächst einmal einige Infos zu dieser Fraktion des in Deutschland produzierten ("deutschen") Atom-Mülls. Vorweg: Es wird sich Ende 2022 um rund 30.000 Kubikmeter hochradioaktivem Atom-Müll allein in Deutschland handeln. Rechnen wir den gesamten mittel- und schwach-radioaktiven Müll, der mit der Produktion von Strom in deutschen Atomkraftwerken verursacht wurde, hinzu, handelt es sich um ein Volumen von rund 300.000 Kubikmeter - also um das Zehnfache. Insgesamt muß mit 600.000 Kubikmeter Atom-Müll in Deutschland gerechnet werden.

Der in Deutschland anfallende hochradioaktive Atom-Müll aus der Stromproduktion von Atomkraftwerken wird Ende 2022 nach den vorliegenden Informationen insgesamt ein Gewicht von rund 14.300 Tonnen haben. Laut der zehnten Änderung des Atomgesetzes von 2001 (formal: Novellierung 2002) - mit Hilfe der Mainstream-Medien als "Atomausstieg" verkauft - wurden sogenannte Reststrommengen vereinbart. Damit wurde 2001 eine Verdoppelung des bereits angehäuften Atom-Müll-Berges beschlossen:

Menge an Atomstrom bis 31. Dezember 1999: 2.670 TWh

- und damit rund 7.200 Tonnen hochradioaktiver Müll

Vereinbarte "Reststrommenge" ab 1.01.2000: 2.623 TWh

- und damit nochmal rund 7.100 Tonnen hochradioaktiver Müll

Mit jeder Terawattstunde (TWh) Atomstrom wird rund 2,7 Tonnen hochradioaktiver Müll produziert.

Die im Sommer 2011 vom Bundestag verabschiedete 13. Änderung des Atomgesetzes kehrte im großen Ganzen zu den "rot-grünen" Regelungen von 2001 bezüglich der von Reststrommengen auf Restlaufzeiten umgerechneten Bestimmungen zurück.

Nebenbei: Der "freigemessene" Atom-Müll aus dem Abriß der baden-württembergischen stillgelegten AKW, der auf Hausmüll-Deponien verteilt werden soll, ist auch vom Gewicht her (Umrechnung vom Volumen auf Gewicht wegen untersch. Materialbeschaffenheit schwierig) nicht ohne: Über 3000 Tonnen sollen laut offiziellen Angaben in den kommenden Jahren übers "Ländle" verteilt werden.

1969 erklärte der deutsche Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker: "Dieses ist, soweit ich sehen kann, wenn man es ernstlich behandeln will, überhaupt kein Problem. Ich habe mir in Karlsruhe sagen lassen, daß der gesamte Atom-Müll, der in der Bundesrepublik im Jahr 2000 vorhanden sein wird, in einen Kasten hineinginge, der ein Kubus von 20 Meter Seitenlänge ist. Wenn man das gut versiegelt und verschließt und in ein Bergwerk steckt, dann wird man hoffen können, daß man damit dieses Problem gelöst hat." Und vierzehn Jahre zuvor, 1955, hatte der Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg frohgemut verkündet: "Was schließlich den Atom-Müll betrifft, so genügt es durchaus, ihn in einer Tiefe von drei Metern zu vergraben, um ihn vollkommen unschädlich zu machen."

Mengenmäßig lägen die beiden Herren also nicht einmal so arg daneben, wenn wir uns in der Betrachtung auf den hochradioaktiven Atom-Müll beschränken könnten. Beim hochradioaktiven Atom-Müll ist die Menge, ob in Kubikmeter oder in Tonnen angegeben, nicht das eigentliche Problem. Der Atom-Müll muß für mehrere Million Jahre sicher von der Biosphäre, von Menschen, Tieren und Pflanzen abgeschirmt werden.

Bereits im Jahr 2004 wurde das US-amerikanische Projekt eines atomaren Endlagers vorläufig gestoppt: Ein US-amerikanisches Gericht bemängelte in seinem Urteil über die Pläne, hochradioaktiven Müll im Yucca Mountain in Nevada einzulagern, die von der US-Regierung abgegebene Sicherheitsgarantie für 10.000 Jahren. Diese sei unzureichend.

Die Halbwertszeit von Plutonium-239 beispielsweise beträgt 24.400 Jahre. Das bedeutet, daß von den 30 Tonnen Plutonium, die im deutschen Hanau gelagert sind, nach 24.400 Jahren immer noch 15 Tonnen weiterstrahlen. Und nach 48.800 Jahren sind es immer noch 7,5 Tonnen und so fort. Seit Christi Geburt lebten rund 80 Generationen - ein Zeitraum von 24.000 Jahren entspricht rund 960 Generationen.

Eine "Sicherheitsgarantie" für 10.000 Jahre abgeben zu wollen, ist grenzenloser Hochmut. Es mag zwar politisch sinnvoll erscheinen, angesichts der Zeiträume, über die große Mengen der bis heute angefallenen radioaktiven Stoffe äußerst gefährlich bleiben, eine Sicherheitsgarantie für eine Million Jahre oder mehr zu fordern. Tatsächlich jedoch ist es sinnlos und zwecklos. Zurück zum Beispiel Hanau: Selbst nach 366.000 Jahren strahlt von den heute vorhandenen 30 Tonnen immer noch ein Kilogramm. Und wenige Tausendstel Gramm dieses Stoffes einzuatmen genügt, um unausweichlich Lungenkrebs zu bekommen.

Wie Analysen der hochradioaktiven Abfälle aus Atomkraftwerken zeigen, tragen Isotope wie etwa Jod-129, Technetium-99, Zirconium-93, Niob-94, Uran-233, Cäsium-135, und insbesondere Neptunium-237 sogar nach mehr als einer Million Jahren noch erheblich zur Strahlenbelastung des Atom-Mülls bei. Laut einem Gutachten der Universität Bremen ist radioaktiver Müll, selbst nachdem er in Glasblöcke eingeschmolzen wurde, noch nach einer Million Jahren und in zehn Metern Entfernung so gefährlich, daß allein seine Gammastrahlung eine Jahresdosis bewirkt, die 250- bis 560-mal höher ist, als es der Grenzwert der Strahlenschutzverordnung erlaubt. Das Governing Council der UNO spricht nicht ohne Grund von mindestens 20 Millionen Jahren, innerhalb derer hochradioaktive Abfälle strikt von der Umwelt ferngehalten werden müssen.