Der Aufsichtsrat des französischen Energieriesen EDF hat bei seiner gestrigen Sitzung entschieden, die Schliessung des Atomkraftwerks Fessenheims schriftlich festzuhalten aber auf nach den Wahlen hinauszuschieben. Konkret soll die Regierung den Schliessungserlass erst sechs Monate vor der Inbetriebnahme eines neuen Atomkraftwerks in der Normandie verabschieden. Diese Inbetriebnahme ist für den Jahreswechsel 2018-2019 geplant.
Laut der Tageszeitung "Le Monde" war es die Lösung, die der Geschäftsführer von EDF und der französische Präsident bevorzugten. Auch Aufsichtsratsmitglieder aus anderen Grosskonzernen hatten für diese Lösung gestimmt, um sicherzustellen, dass die Atomstromproduktion und damit auch die gewaltigen Einnahmen nicht sinken.
Der französische Staat besitzt zwar über 80 Prozent der EDF-Anteile, doch seine VertreterInnen im Aufsichtsrat enthielten sich bei der Abstimmung wegen Interessenkonflikten. Die GewerkschaftsvertreterInnen im Aufsichtrat stimmten allesamt strikt gegen jede Schliessung des Atomkraftwerks Fessenheim. Die Beschäftigten und der Bürgermeister von Fessenheim demonstrierten zeitgleich vor dem EDF-Sitz in Paris gegen die Schliessung des Atomkraftwerks.
Manche Aufsichtsräte hatten wohl erklärt, dass diese Abstimmung kurz vor der Präsidentschaftswahl keinen anderen Sinn habe, als François Hollandes Wahlversprechen von 2012 zumindest teilweise einzulösen. Er hatte versprochen, das Atomkraftwerk Fessenheim bis 2016 zu schliessen. Bis zum Ende seiner Amtszeit wird die Regierung jedoch wohl nicht einmal den entsprechenden Erlass verabschiedet haben, der den längeren Schliessungsprozess anstossen soll.
(mc)