Die rechte Szene in Deutschland: Während in den 1990er Jahren noch das Bild von glatzköpfigen, Bomberjacke und Springerstiefel tragenden jungen Männern vorherrschend war, die in Allianz mit grauhaarigen Altnazis die Szene dominierten, ist in den letzten beiden Dekaden eine zunehmende Diversifizierung der rechten Szene zu beobachten. Neonazis präsentieren in ihren Youtube-Kanälen vegane Rezepte, treten als sog. Nipster – Neonazi-Hippster, oder autonome Nationalisten auf Demonstrationen auf oder eben wie Björn Höcke als rassistische Parolenschwinger mit bürgerlichem Erscheinungsbild in Anzug und Krawatte.
Spätestens seit der Bekanntwerdung des Nationalsozialistischen Untergrunds, in dem mit Beate Zschäpe eine Frau aller Voraussicht nach eine wichtige Rolle gespielt hat, stellt sich darüber hinaus aber auch die Frage, welche Rolle eigentlich Frauen in der neuen Rechten spielen.
Auch wenn Frau Zschäpe sich mittels des Rückgriffs auf ein antiquiertes Frauenbild als eine Art „Heimchen am Herd“ generiert, die von den zahlreichen Morden, Attentaten und Überfällen nichts gewußt haben will, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen durchaus auch eine tragende Rolle in den Strukturen der bundesdeutschen Rechten zukommt.
Auch in Gestalt von Personen wie Kathrin Oertel, der ehemaligen Pressesprecherin von Pegida und Melanie Dittmer, die die rassistischen Aufmärsche in Bonn unter dem Namen Bogida organisiert hat, treten verstärkt Frauen aus der neuen Rechten in der Öffentlichkeit als rechte Leitfiguren auf.
Nun ist seit Mitte des vergangenen Jahres auch die Führungsposition der jüngsten rechten Partei in Deutschland, der AfD, mit einer Frau besetzt.
Darüber, wie die Rolle von Frauen in der neuen Rechten zu verstehen ist und Inwiefern dies die Außenwirkung von rechten Gruppierungen und Parteien wie der AfD beeinflusst, haben wir mit Prof. Esther Lehnert gesprochen. Sie ist Erziehungswissenschaftlerin und Professorin an der Alice Salomon Hochschule in Berlin und beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Themenfeld Rechtsextremismus und Gender. Sie ist außerdem auch freie Mitarbeiterin in der Fachstelle Gender und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung und Mitglied im Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus