Cannes -- ein kleines Fazit

Die Filmfestspiele in Cannes sind vor einer guten Woche zu Ende gegangen. Naturgemäß habe ich es nicht geschafft, alle 22 Wettbewerbsbeiträge oder auch nur annähernd die Hälfte der Filme im Certain Regard zu schauen. Aber von den Wettbewerbsfilmen habe ich immerhin 12 gesehen und, was bemerkenswert ist, bis auf einen waren sämtliche Preisträger dabei.

Hier zunächst eine Übersicht der prämierten Filme bzw. Darsteller/innen:

Cannes -- ein kleines Fazit

Die Filmfestspiele in Cannes sind vor einer guten Woche zu Ende gegangen. Naturgemäß habe ich es nicht geschafft, alle 22 Wettbewerbsbeiträge oder auch nur annähernd die Hälfte der Filme im Certain Regard zu schauen. Aber von den Wettbewerbsfilmen habe ich immerhin 12 gesehen und, was bemerkenswert ist, bis auf einen waren sämtliche Preisträger dabei.

Hier zunächst eine Übersicht der prämierten Filme bzw. Darsteller/innen:

Interessant ist noch, daß sowohl der Regiepreis als auch der Grand Prix und die Goldene Palme nicht (mehr) mit weiteren Auszeichnungen kombiniert werden dürfen (in der Vergangenheit war dies möglich). Daher wurde Haneke in diesem Jahr auch "nur" mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, dies aber explizit auch und gerade wegen der schauspielerischen Leistung seiner beiden Hauptdarsteller. Nanni Moretti gab in der der Preisverleihung folgenden Pressekonferenz dann auch unumwunden zu, daß er ohne ensprechendes Reglement den Hauptdarstellern von Amour auch die Darstellerpreise zuerkannt hätte.

Bis auf Reality habe ich alle der ausgezeichneten Filme gesehen und bin weitestgehend einverstanden mit der Verteilung der Preise. Ob Amour wirklich der beste Film ist, darüber läßt sich sicher streiten, da aber der Wettbewerb in diesem Jahr in meinen Augen insgesamt recht schwach war, ist der Preis sicherlich zu rechtfertigen. Mir persönlich würde jedenfalls auch kein anderer Kandidat einfallen, dem ich die Auszeichnung stattdessen zugestanden hätte. Am besten nachvollziehen kann ich aber auf jeden Fall die Entscheidung, den "Preis der Jury" an The Angels's Share von Ken Loach zu geben. Auch wenn man anmerken könnte, daß Ken Loach wohl etwas altersmild geworden ist, ist sein neuestes Werk ein wunderbar charmanter Film, der beim Publikum extrem gut angekommen ist (es gab stellenweise sogar Szenenapplaus) und einfach Spaß macht. Dennoch darf natürlich ein klein wenig Sozialkritik bei Loach nicht fehlen. Die ist diesmal aber so charmant verpackt, daß man das Kino trotzdem mit einem guten Gefühl verläßt. Daß dieser Film der Jury besonders gut gefallen hat, ist daher für mich absolut nachvollziehbar.

Auch der Preis an die beiden Hauptdarstellerinnen aus Mungius religionskritischem Drama ist gerechtfertigt. Die beiden jungen Frauen sind großartig und verkörpern ihre Rollen mit einer Intensität, die Gänsehaut hervorruft. Diesen Preis an Emmanuelle Riva für ihre Rolle in Amour zu geben (ich fand sie fast noch besser als Jean-Louis Trintignant, der ihren Ehemann verkörperte), hätte sicher auch überall Anklang gefunden, so aber bleibt die Hoffnung, daß Mungius Film durch die Auszeichnung eher den Weg in die internationalen Kinos schafft und es den jungen Schauspielerinnen den Start in eine Karriere erleichtert.

(AP)