Locarno Blog 23

Schwacher Wettbewerb?

Aus Locarno: Angelique Presse

Das Festival neigt sich dem Ende zu.
Heute Abend auf der Piazza werden die Preise vergeben, werden wir
erfahren, wer den goldenen Leoparden, den „Pardo“ mit nach Hause
nehmen darf. Um den Preis konkurrieren insgesamt 19 Filme, von denen
ich elf gesehen habe. Leider hat mich von diesen Produktionen keiner
so ganz überzeugt. Es waren ein paar ganz nette, unterhaltsame Filme
dabei, aber um einen solchen Wettbewerb zu gewinnen braucht es schon
etwas mehr, als nur nett und unterhaltsam zu sein.

Locarno Blog 23

Schwacher Wettbewerb?

Aus Locarno: Angelique Presse

Das Festival neigt sich dem Ende zu.
Heute Abend auf der Piazza werden die Preise vergeben, werden wir
erfahren, wer den goldenen Leoparden, den „Pardo“ mit nach Hause
nehmen darf. Um den Preis konkurrieren insgesamt 19 Filme, von denen
ich elf gesehen habe. Leider hat mich von diesen Produktionen keiner
so ganz überzeugt. Es waren ein paar ganz nette, unterhaltsame Filme
dabei, aber um einen solchen Wettbewerb zu gewinnen braucht es schon
etwas mehr, als nur nett und unterhaltsam zu sein.

Wenn ich einen von
diesen Filmen auszeichnen müßte, würde ich mich jedenfalls
verdammt schwer tun. Daher bin ich umso gespannter, wie die Jury
entscheiden wird!

Im offiziellen Wettbewerb werden
insgesamt fünf Leoparden vergeben: der goldene Leopard für den
besten Film, der silberne Leopard, welcher der Spezialpreis der Jury
ist, sowie jeweils ein Leopard für die beste Regie, den besten
Hauptdarsteller und die beste Hauptdarstellerin. Außerdem gibt es
einen Ehrenleoparden, der bereits gestern Abend auf der Piazza Grande
an William Friedkin (To live and die in LA, The Exorcist,
The french connection) vergeben wurde. So ganz
durchschaut habe ich nicht, wofür er den Preis nun genau bekommen
hat, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass das Filmfestival mit
dem Ehrenleoparden versucht, wenigstens einen halbwegs bekannten
Star in die Stadt zu locken. William Friedkin ist vermutlich eher in
cineastischen Kreisen bekannt, aber die Liste der bisherigen
Preisträger liest sich durchaus ein wenig wie das Who's who der Filmgeschichte: Ennio Morricone, Jean-Luc Godard, Ken
Loach, Aki Kaurismäki, um nur einige zu nennen.

Wie dem auch sei, der Auftritt von
William Friedkin war äußerst kurzweilig. Friedkin ist ein sehr
humorvoller Mensch, dem der Schalk im Nacken sitzt, und der sich
offenbar sehr freute, in Locarno zu sein.

Neben dem Wettbewerb gibt es in Locarno
auch noch die „Semaine de la Critique“, die „Critic's week“,
eine unabhängige Reihe, welche vom „Schweizerischen Verband der
Filmjournalistinnen und Filmjournalisten“ organisiert wird. Hier
gehen sieben Dokumentarfilme ins Rennen, die alle ausgewählt wurden,
weil sie in besonderer Weise zum Nachdenken anregen und und neue
Perspektiven und Herangehensweisen an ein Thema aufzeigen. Da ich aus
dieser Reihe nur einen einzigen Film gesehen habe, wäre es anmaßend,
eine Prognose wagen zu wollen. Aber ich drücke Diana Fabiánová
ganz fest die Daumen, denn ihr Werk „The moon inside you“
entspricht einfach perfekt dem Gedanken der „Semaine de la
Critique“. Die Radiohörer dürfen bereits jetzt gespannt auf ein
äußerst informatives Interview mit der jungen Dokumentarfilmerin
sein.

Heute Abend wird die Filmwelt
jedenfalls nach Locarno schauen, gespannt darauf, wer die begehrten
Auszeichnungen mit nach Hause nehmen darf. Ob ich beim anschließenden
Empfang einmal einen solchen Leoparden aus der Nähe betrachten darf?