Locarno Blog 5

my-sisters-keeperMy sister's keeper - Kurzfilme: Edgar

Aus Locarno: Angelique Presse

Vielleicht hätte ich das mit dem
strahlenden Sonnenschein nicht zu früh sagen sollen. Nachdem sich
Locarno zwei Tage lang von seiner schönsten Seite gezeigt hat,
setzte Freitag Abend pünktlich um 21.30 Uhr mit dem Beginn der
Vorführung auf der Piazza Grande der Regen ein. Und was für ein
Regen. Ganze Gebirgsbäche ergossen sich über die Piazza, woraufhin
Jury und Zuschauer fluchtartig den Platz verließen.

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My sister's keeper - Kurzfilme: Edgar

Aus Locarno: Angelique Presse

Vielleicht hätte ich das mit dem
strahlenden Sonnenschein nicht zu früh sagen sollen. Nachdem sich
Locarno zwei Tage lang von seiner schönsten Seite gezeigt hat,
setzte Freitag Abend pünktlich um 21.30 Uhr mit dem Beginn der
Vorführung auf der Piazza Grande der Regen ein. Und was für ein
Regen. Ganze Gebirgsbäche ergossen sich über die Piazza, woraufhin
Jury und Zuschauer fluchtartig den Platz verließen.

Es trafen sich
dann alle im Auditorium Fevi wieder, wo auch die Wettbewerbsbeiträge
gezeigt werden. Dieser Saal ist als Ausweichmöglichkeit bei
schlechtem Wetter für die Open-Air-Veranstaltungen vorgesehen. Und
auch wenn die Shuttle-Busse diesmal netterweise fast direkt vor dem
Eingang des Auditoriums Fevi hielten (sonst halten sie auf der
Rückseite des Gebäudes ein paar Meter entfernt), waren wir alle
nass wie begossene Pudel, als wir schließlich im Kinosaal saßen.

Gezeigt wurde My sister's keeper
(deutscher Titel: Beim Leben meiner Schwester) von Nick
Cassavetes. Der Film thematisiert die wahre Geschichte eines
Mädchens, welches im Reagenzglas gezeugt wurde, um das Leben ihrer
leukämikranken Schwester zu retten.

Die elfjährige Anna, gespielt von
einer wirklich fantastischen Abigail Breslin (Little Miss
Sunshine
), hat irgendwann genug davon, nur das lebende
Ersatzteillager für ihre Schwester Karen zu sein, permanent von
Ärzten getriezt zu werden und einen nicht unbeträchtlichen Teil
ihrer Kindheit im Krankenhaus zu verbringen. Als sie schließlich
auch noch eine ihrer Nieren spenden soll, sucht sie einen durch seine
Fernsehwerbung bekannten, äußerst erfolgreichen Anwalt auf und
klagt bei ihren Eltern das Recht ein, selbst über ihren Körper
bestimmen zu können. Denn gerade Annas Mutter (Cameron Diaz) hat nur
das Wohl von Karen im Blick und vergisst bei aller Konzentration auf
das sterbenskranke Kind allzu oft, dass sie noch zwei andere Kinder
hat, die ebenfalls wichtig genommen werden möchten und müssen.

Auch wenn man My sister's keeper
durchaus als „amerikanisches Rührstück“ bezeichnen kann, wie
Kollege Martin Koch es ausdrückte, hat mir der Film recht gut
gefallen. Die Schauspieler sind grandios und in ihren Rollen absolut
überzeugend, und trotz des traurigen Themas driftet der Film nicht
ins Sentimentale oder gar Kitschige ab. Vermutlich kein „Must see“
aber ein Film, bei dem sich das Ansehen durchaus gelohnt hat.

Ansonsten habe ich
mir am Freitag den ersten Teil der Kurzfilme im Internationalen
Wettbewerb angesehen. Insgesamt gibt es fünf Zusammenstellungen von
jeweils vier bis fünf Kurzfilmen, aus denen am Ende einer den
„Leopard of tomorrow“ erhält.

Von
der Zusammenstellung, die ich gesehen habe, hat mich nur ein Film
wirklich überzeugt: Edgar,
ein sehr pfiffiger (deutscher) Kurzfilm über einen Rentner, der sich
allein und nutzlos fühlt, weil seine Frau viel zu früh gestorben
ist. Er spricht bei einer Verkäuferin in einem Kaufhaus vor, weil er
arbeiten möchte, doch die Verkäuferin hat auch keinen Job für ihn.
Beim Hinausgehen vergißt Edgar ganz daß er ja noch den Regenschirm
in der Hand hält, den er sich beim Betreten des Kaufhauses angesehen
hatte. Er wird vom Ladendetektiv erwischt, welcher ihm mit
Arbeitsstunden „droht“. Das läßt Edgar hellhörig werden. Als der Detektiv ihn im Hinblick auf den
Papierkram und seinen baldigen Feierabend dann doch ohne Anzeige laufen lässt,
schleppt Edgar den größten Fernseher, den er gerade noch alleine
tragen kann unter den Augen des Personals vor die Tür...

Neben
diesen beiden Veranstaltungen standen auch noch der japanische
Klassiker Grave of the Fireflies
auf dem Programm sowie der kanadische Wettbewerbsbeitrag La
Donation
, zu dem ich in den
nächsten Tagen noch etwas schreiben werde.