Corona-Wohnzimmerkonzert mit der österreichischen Band Strandhase

Corona-Wohnzimmerkonzert mit der österreichischen Band Strandhase

Einige Inhalte sind aufgrund von GEMA-Beschränkungen leider nicht mehr verfügbar.

strandhase.jpg

Lizenz: 
Keine (all rights reserved)

Strandhase mischen mühelos Funk, New Wave und Jazz in ihren Indie Rock und haben gerade ihr Debütalbum Primetime rausgebracht.

Das Debütalbum der Indie Rock-Band Strandhase beginnt nicht zufällig mit dem Song 20:15, trägt es doch den Titel Primetime. So ist es dann auch eine absurde Reise durch das flimmernde Abendprogramm, wie Fernsehschlaf und Wachtraum zu gleich. Zuerst kommt das poppige und heitere Hauptabendprogramm (Paloma, Chlorwasser trinken, Ich habe gelogen). In der Nacht wird es düster mit Was ist los mit Dir, Korsakow und Dieser Schatten, die furchteinflößend aber gleichzeitig aufregend sind, wie der erste FSK 18 Film, für den man als Kind heimlich aufgeblieben ist. Nach dem Teleshopping-Zwischenspiel ([zwischen Plastikpflanzen]) wird es mit dem Kinderfernsehen am Morgen (Plastikpflanzen gießen, Kalter Kaffee) noch einmal tragisch-komisch, so wie um 7h morgens nach einer durchzechten Nacht einsam und verloren vor dem Kinderprogramm einzuschlafen. So inhaltlich bunt wie dieses Programm ist auch Strandhases Musik auf Primetime. Sie mischen in ihren Rock’n’Roll sorg- und mühelos Jazz und Funk-Einflüsse, New Wave und wabernden Western-Style. In den Texten von Sänger Daniel Mendl kollidieren Agonie mit Lebenslust, blumige Metaphern mit schonungsloser Direktheit, nüchterner Realismus mit dem Kino (oder Fernsehprogramm) im Kopf.

So auch auf der neuen Single Chlorwasser trinken. Giftige Texte prangern den Zustand der Welt an während Funk-getränkter Indie tanzen lässt. Schon das Opening-Riff ist so mitreißend, dass man die bitterbösen, schwarzhumorigen Lyrics schnell überhört. Das ist nicht gut, nein das ist erträglich / Man braucht viel Wut denn nur dann bewegt sich / die flache Erde und der Globus darunter / Nur mit scharfen Zähnen macht man Dummheit verwundbar. Gegen die allgemeine Verblödung rufen sie schließlich makaber-ironisch zum Unvermeidlichen auf: Ein Spiel erfinden ohne Gewinner / Gemeinsam schwimmen oder tauchen für immer. Und schließlich im Refrain: Ich möchte Chlorwasser trinken / Will mir die Seele vergiften, den Magen verderben. Brutal und so ehrlich, dass es fast nicht ernst gemeint sein darf, vergisst man sich über die mögliche Message dieses Satzes den Kopf zu zerbrechen, weil die Musik es nicht zulassen will – zu tanzbar, zu positiv ist das Gesamtprodukt. Ein einfacher Popsong, für die, die nichts anderes wollen. Ein Tieftauchgang im Chlorwasserbecken, für die, die es suchen.