Fuß- und Radentscheid : Das Fahrrad als politisches Vehikel

Das Fahrrad als politisches Vehikel

Berlin, 7. Februar 2022 – Insgesamt eine Million Menschen in Deutschland haben bis heute für fuß- und fahrradfreundliche Städte unterschrieben. Es sind es zunehmend mittlere und kleinere Städte, die die Blechlawinen aufhalten wollen. Seit sieben Jahre gibt es bundesweit 51 Radentscheide. Nur in einem einzigen Fall, in Kaarst/NRW, wurde zwischen Politik und Zivilgesellschaft kein Kompromiss gefunden; dort entscheiden die Bürger*innen am 6. März an der Wahlurne.
„Wenn eine Million Menschen für lebenswerte Städte unterschreiben, spiegelt dies einen tiefen Wunsch der Zivilgesellschaft nach einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raumes wider. 70 Jahre lang wurde das Auto dort immer bevorzugt behandelt und die Radentscheidbewegung sagt einfach: Jetzt sind wir, die Menschen, dran. Wir wollen eine echte Wahl haben, wie wir uns fortbewegen", sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities. Bürger*innen wollen mit einem Radentscheid kundtun, dass es eine echte Mobilitätswahl erst gibt, wenn ein sicheres und komfortables Netz an Wegen für den Fuß- und Radverkehr und ein gutes ÖPNV-Angebot zur Verfügung stehen. Die Klimakrise hat dieser Forderung noch mehr Dringlichkeit verschafft, weil die CO2-Emissionen aus aktiver Mobilität per Fuß und Rad zu vernachlässigen sind.

Die kommunale Politik ist in den meisten Fällen von einem Radentscheid überrascht: Es hat sich aber gezeigt, dass das Engagement von Bürger*innen eine Chance für die Kommunen darstellt, einerseits erforderliche Veränderungen umzusetzen und andererseits Zivilgesellschaft und Verwaltung in Einklang zu bringen. Allerdings wird in vielen Städten die Trägheit der Umsetzung bemängelt. Fakt ist: Im Verkehrssektor muss Deutschland bis 2030 die CO2-Emissionen in etwa halbieren. Es stehen also enorme Veränderungen an. Da diese Umstellungen erwartungsgemäß sehr langsam vor sich gehen, ist zu erwarten, dass die Radentscheidbewegung wächst.

(Changing Cities e.V. am 7.2.22)