Der Aufenthaltsplatz für User*innen auf dem ehemaligen Parkplatz an der Stefan-Meier-Straße wird voraussichtlich bleiben. In einer Drucksache in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses des Gemeinderats spricht die Stadtverwaltung von einer positiven Bilanz. Es gäbe keine Anwohnerbeschwerden und mit der Gewerbeschule stünde man im regelmäßigen Austausch.
Damit konnten auch einige (konservative Befürchtungen) erstmal nicht bestätigt werden. Es gibt durch den neuen Aufenthaltsplatz gegenüber von der Richard-Fehrenbach-Schule keinen Drogenhandel dort und es gibt auch keine User*innen, die durch die Schule wandeln. Dies scheint im Nachhinein ein von Vorurteilen getränktes Hirngespinst gewesen zu sein.
Selbst die Polizei zieht eine positive Bilanz. Sie habe nur vereinzelt Straftaten registriert und auch kaum Verstöße gegen das BTM Gesetz. Im Vorhinein hatte die Polizei ggü. Dem SWR noch angekündigt den Platz regelmäßig auf Drogen kontrollieren zu wollen. Dies scheint aus Polizei Sicht nicht von Erfolg gekrönt zu sein.
Der neue Aufenthaltsplatz an der Stefan Maier Straße scheint ja wohl ein voller Erfolg zu sein!
Der Pergolaplatz, der ja im Ersatz zum weggentrifizierten Aufenthaltsplatz an der Ecke Rosastraße, Rotteckring entstanden ist, ist nun verwaist. Kaum User*innen nutzen ihn. Er ist zu klein und kaum vor Sonne geschützt. Da momentan vor allem aufputschende Drogen, wie zum Beispiel Crack Kokain in der Szene vorherrschend sind, sind Platz, Ruhe und Schatten aber extrem wichtig. Deshalb haben sich User*innen in die umliegenden Einfahrten und Hauseingänge verteilt. Das wiederum hat Anwohner*innen nicht so gut gefallen, was in zahlreichen Anwohner*innen Beschwerden mündete, die man ja nicht einfach ignorieren kann.
Man fragt sich also: Hätte man sich das nicht denken können? Der Pergolaplatz war von Anfang an nicht den Ansprüchen der Szene gerecht (Zu klein, zu heiß…)
Jetzt hat man einen Aufenthaltsplatz, der zwar viel genutzt wird, jedoch nicht mehr in unmittelbarer Nähe zum Kontaktladen der AWO und dem Drogenkonsumraum ist, was auf keinen Fall optimal ist.
Zudem liest sich die Drucksache der Stadtverwaltung wie ein fieses Gentrifizierungsvorhaben.
Es wird vom „Käfig“ gesprochen. Das war die abwertende Bezeichnung für den vorherigen Aufenthaltsplatz. Dass damit eine Abwertung und Entmenschlichung der User*innen, die den Platz nutzten einhergeht, scheint völlig egal.
Im Kontext vom Colombipark wird von „Attraktivierung“, einer Nutzbarkeit, „Fehlnutzung“ oder "Potenzial" gesprochen. Man wolle den Colombipark „Besser“ machen. Es wird hier ganz klar unterschieden: Zwischen früher: Unattraktiver park in dem Drogen konsumiert werden und nach der Umsetzung der Pläne, wo eine innerstädtische, grüne Oase versprochen wird. Einer harte Gentrifizierung des Parks.
Man hat mit der jetzigen Situation irgendwie doch (ungewollt) geschafft, was man nicht wollte: Die Szene aus der Innenstadt verbannen. Das sollte mit dem von Anfang an zum Scheitern verurteilten Pergolaplatz verhindert werden.
Mit einem Beschluss, den Pergolaplatz zu schließen, würde man ein Zeichen der Verdrängung setzen – Das sollte in meinen Augen auf keinen Fall passieren.
Auch wenn das Gefühl entsteht, der Gemeinderat tut alles, um die Situation bestmöglich zu machen, wurde die Szene doch irgendwo aktiv aus dem Colombipark und damit aus der Innenstadt geschmissen. Die angedachte Alternative war von Anfang nicht ausreichend und jetzt sind Kontaktladen und User*innen weiter voneinander entfernt.
~FG
Dokumentation Erörterung im Haupt- und Finanzausschuss am 24.3.25
Gemeinderat am Dienstag, 1. April 2025
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