Aufarbeitung der Vergangenheit, aber bitte nur bis 1945: Die deutsche Politik tut sich noch immer sehr schwer mit der Colonia Dignidad

Die deutsche Politik tut sich noch immer sehr schwer mit der Colonia Dignidad

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Villa Baviera, ehemals Colonia Dignidad, Chile 2014
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Xarucoponce, Wikipedia, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

1961 gründete der deutsche Sektenführer Paul Schäfer auf einem 300 km² großen Gelände in Chile die Colonia Dignidad. Damals war Schäfer bereits auf der Flucht vor der Justiz, die ihn wegen Vergewaltigung von Jungen suchte und es gab in den folgenden Jahrzehnten kaum ein Verbrechen, das in der Colonia Dignidad nicht verübt wurde, von Kindesmissbrauch, Kindesentzug, Folterung, Freiheitsberaubung, Zwangsarbeit, bis hin zum Mord. Unter anderem half die Colonia Dignidad auch dem Regime Pinochets bei Folterungen und dem Verschwindenlassen von Anhängern des gestürzten Präsidenten Salvador Allende. Heute heißt die Colonia Dignidad "Villa Baviera". Einige Verbrechen wurden geahndet, Paul Schäfer ist im Gefängnis verstorben. Doch längst ist nicht alles aufgearbeitet, insbesondere was die Verstrickung deutscher Diplomaten und Geheimdienstler betrifft. Viele der Opfer Schäfers leben noch heute in der Villa Baviera und kommen nicht raus.

Im November besuchte eine Delegation des Deutschen Bundestages die Villa Baviera. Herausgekommen ist ein Antrag, der Hilfe für die Opfer und eine vollständige Aufklärung verlangt. Doch plötzlich weigerten sich die Abgeordneten der großen Koalition, den Antrag ebenfalls zu unterschreiben, so dass er nur die Unterschriften von Grünen und Linken trägt. Angeblich arbeiten SPD und CDU/CSU an einem eigenenn Antrag. Radio Dreyeckland sprach mit Renate Künast, die die Delegation zur Colonioa Dignidad geleitet und den Antrag eingereicht hat.