Der dänische Dichter H. C. Andersen und seine wohl berühmteste Figur, die kleine Meerjungfrau. Der Regisseur Philipp Stölzl, Autor Jan Dvořák und Komponist Jherek Bischoff nehmen die latente und in der Wissenschaft kontrovers diskutiert mögliche Homosexualität Andersen zum Ausgangspunkt für einen bild-, text- und klanggewaltigen Theaterabend, und geben dieser Seelenverwandtschaft zwischen Meerjungfrau und Dichter eine familientauglich Form.
Chris Rütschlin im Gespräch mit RDL
Zum Inhalt:
«Weit draussen im Meer ist das Wasser so blau wie die Blätter der schönsten Kornblume. An der allertiefsten Stelle liegt des Meerkönigs Schloss. Der hat sechs schöne Kinder, aber die Jüngste ist die Schönste von allen, aber wie bei allen anderen endet ihr Körper in einen Fischschwanz.» So der Anfang des Märchens «Die kleine Meerjungfrau», das H. C. Andersen gerade zu schreiben beginnt, als er am Vorabend von dessen Hochzeit bei seinem Freund Edvard Collin erscheint, um diesem seine Liebe zu gestehen. Erschüttert von dessen Zurückweisung, spinnt Andersen sein Märchen weiter und lässt es eine tragische Wende nehmen: Aus Liebe zu einem Prinzen möchte die kleine Meerjungfrau ein Mensch werden. Dafür geht sie einen fatalen Handel mit der Meerhexe ein, wird daraufhin zwar ein menschliches Wesen – die Liebe des Prinzen kann sie jedoch nicht gewinnen.