"Ehe für Alle" Die Rückwirkungen der klerikalen und rechten Hetze in Frankreich

"Ehe für Alle" Die Rückwirkungen der klerikalen und rechten Hetze in Frankreich

Nach ca. sechs Monate heftiger Debatte in und außerhalb des französischen Parlaments ist es endlich soweit. Das Gesetz zur Ehe für alle, das homosexuellen Paare das Recht auf Ehe und Adoption gibt, wurde gestern gegen 17h bei der 2. Lesung in der Nationalversammlung mit einer deutlichen Mehrheit von 331 gegen 225 verabschiedet. Die letzte Hürde dürfte nur noch die Entscheidung des Verfassungsgerichts über die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes sein.

Doch diese gute Nachricht ist getrübt von den heftigen Aussagen und Handlungen von GegnerInnen dieses Gesetzes, die in den letzten Monate zu beklagen waren. Proteste gegen dieses Gesetz versammelten mehrmals mehrere hundert Tausend Personen in den Straßen von Paris. Anfangs versuchten sich die Proteste als gemäßigt und nicht homophob darzustellen. Als die Regierung aber im April ihre Entschlossenheit für die „Ehe für alle“ bekräftigte und das Gesetzgebungsprozess beschleunigte, radikalisierten die Sprecher der Demo gegen die „Ehe für alle“ ihren Diskurs. Sie rechtfertigten homophobe Übergriffe und sonstige Drohungen im Voraus mit Äußerungen wie "„Hollande will Blut, er wird es haben“". Tatsächlich wurden Parlamentarier mit Todesdrohungen unter Druck gesetzt, gegen das Gesetzentwurf zu stimmen. Vor wenigen Tagen erhielt der Präsident der Nationalversammlung selber einen Brief mit Schießpulver, um ihn zu zwingen, die Abstimmung über das Gesetz aufzugeben.

Radio Dreyeckland sprach mit Aurélien Selle vom Verein „Act Up Paris“. „Act Up Paris“ setzt sich vor allem gegen AIDS, aber auch stark gegen Homophobie ein. Zunächst fragten wir ihn, welche Bilanz er von der Debatte der letzten 6 Monate über die „Ehe für alle“ zieht.