EU-Kommission versucht Gentechnik durchzusetzen

EU-Kommission versucht Gentechnik durchzusetzen

Statt daß der Anbau genmanipulierter Pflanzen und der Verkauf genmanipulierter Nahrungsmittel in der EU verboten worden wäre, öffneten Parteien-Politik und EU-Bürokratie die Schleusen unter dem Vorwand der "Wahlfreiheit". Dies erforderte die Einführung aufwendiger Nachweis- und Sicherungssysteme. Da nur die Hersteller von gentech-freien und Bio-Lebensmitteln ein Interesse daran haben, die Qualität ihrer Waren sicherzustellen und nachzuweisen, ging dies voll zu ihren Lasten. In der Folge verteuerten sich Bio-Lebensmittel, der Preisabstand vergrößerte sich und die "Wahlfreiheit" wurde damit untergraben. In Bälde ist nun mit der Zulassung von Lebensmitteln in der EU zu rechnen, die mit Hilfe neuer gentechnischer Verfahren wie CRISPR-Cas hergestellt werden. Damit verteuern sich labortechnische Nachweissysteme weiter und werden am Ende unbezahlbar.

Das Testen von Futtermitteln, Honig und vielen anderen landwirtschaftlichen Produkten kostet bereits enorm viel Geld, macht die Produkte teurer und schafft doch keine hundertprozentige Sicherheit. Gelegentlich finden sich in Bio-Lebensmitteln Spuren von Verunreinigungen. Bis 0,1 Prozent werden sie auch in der Bio-Branche toleriert.

Die Gentechnik-Verordnungen der EU erlauben genmanipulierte Lebensmittel, schränken deren Zugang zum Markt aber bislang durch Zulassungsverfahren ein. Für jeden zugelassenen genmanipulierten Organismus (GMO) muß dessen Hersteller Referenzmaterial liefern, damit Überwachungslabore Nachweisverfahren entwickeln können. Zudem müssen GMO und damit hergestellte Produkte gekennzeichnet werden, damit KonsumentInnen, LandwirtInnen und Firmen überhaupt zwischen Produkten mit und ohne Gentechnik wählen können.

Diese Verordnungen gelten auch für neue gentechnische Verfahren wie CRISPR-Cas. Dies war nicht von vornherein klar, denn die Gentech-Lobby argumentierte, daß ihre neuen Pflanzen- oder Tier-Konstrukte auf dieselbe Weise entstünden wie bei herkömmlicher Züchtung - nur eben schneller. Doch im Juli 2018 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) nach einer Klage mehrerer französischer Anti-Gentechnik-Gruppen: Auch die Herstellung von Pflanzen-Konstrukten mit neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR-Cas fällt demnach unter das geltende - eher laxe - europäische Gentechnik-Recht (Siehe hierzu unseren <a href="gencri180725.html" target=_blank>Artikel v. 25.07.18</a>).

Dennoch versucht die EU-Kommission im Sinne großer Konzerne und in Erwartung gigantischer Profite, weiterhin die Gentechnik auf breiter Front durchzusetzen. Ebenso wie EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen ihre Macht dafür einsetzte, Atomenergie als "nachhaltig" deklarieren zu lassen, versucht dies nun auch der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans. Dieser erklärte, Gentechnik sei "klarer Bestandteil" nachhaltiger Landwirtschaft. Auch die EU-Kommissarin "für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit", Stella Kyriakides, bezog Position für die Gentechnik. Sie betonte, daß die neuen "genomischen Techniken" Teil von Innovation sind, die dazu beitragen können, "unsere Ziele im Rahmen des Europäischen Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie zu erreichen".

Friends of the Earth Europe, ein europäisches Netzwerk von Umweltorganisationen zu denen auch der deutsche BUND gehört, warf der EU-Kommission vor, der Gentech-Lobby bereits "nachzugeben". Sie warnten, daß die Kommission trotz wachsender Bedenken "den Weg für die Deregulierung einer neuen Welle von genmanipulierten Organismen ebnet". Mute Schimpf, bei Friends of the Earth Europe zuständig für Lebensmittel und Landwirtschaft, sagte, die Pläne der Kommission sähen aus wie ein Wunschzettel der Gentech-Industrie.

Defensiv agiert Antje Kölling, Sprecherin des Bio-Landbau-Verbandes Demeter. Sie fordert von der EU-Kommission, die Wahlfreiheit müsse weiterhin EU-rechtlich abgesichert werden. Zahlreiche Bio- und Umwelt-Verbände hoffen nach wie vor, daß die Bundesregierung solche Forschungs-und Züchtungs-Strategien fördern werde, die ohne Gentechnik auskommen. An der Basis engagiert sich die 'Initiative Gentechnikfreie Regionen', um durch Übereinkünfte vor Ort die Option einer Landwirtschaft ohne Gentechnik zu erhalten (www.gentechnikfreie-regionen.de)