Expert*innen betroffen aber nicht überrascht von Mord durch Maskenverweigerer

Expert*innen betroffen aber nicht überrascht von Mord durch Maskenverweigerer

Dass in Idar Oberstein ein zwanzigjähriger Student von einem Mann ermordet wurde, nur weil er auf dem vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz bestand, hat überwiegend Entsetzen ausgelöst. Menschen, die sich länger mit der Querdenker*innen-Szene und ähnlichen verschwörungstheoretischen Milieus beschäftigen, hat der Mord hingegen nicht völlig überrascht. So twitterte der Politikwissenschaftler Josef Holnburger: „Seit Jahren plant das verschwörungsideologische Milieu "Tribunale". Plant den "Tag X". Führt Todeslisten "für später". Spricht von Nürnberg 2.0. Sehnt sich einen Bürgerkrieg herbei.“ Auch der ehemalige Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschlands und jetzige Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer sagt, dass er von dem Mord nicht überrascht sei. Bedauerlich sei, dass es immer erst Tote geben müsse, ehe die Gefahr wahrgenommen würde.

 

Jan Böhmermann weist darauf hin, dass der Mordverdächtige auf Twitter ein Follower des Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, des Chefredakteurs der Jungen Freiheit, Dieter Stein, der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, der AfD-Bayern und weiterer AfD-Adressen, gewesen sei.

 

Nach der Darstellung der Staatsanwaltschaft, die sich wiederum auf die Video-Überwachung der Tankstelle beruft, lief der Mord so ab: Der mutmaßliche Täter betrat den Verkaufsraum und stellte zwei Sixpacks Bier auf den Tresen und sagte, er habe die Maske vergessen. Der Kassierer wies ihn auf die Maskenpflicht hin. Der mutmaßliche Täter verließ darauf den Raum, wobei er drohend die Hand erhob. Dann kam er mit einer Maske zurück und holte sich ein Sixpack. An der Kasse setzte er dann die Maske wieder ab. Der Kassierer wies ihn darauf erneut auf die Maskenpflicht hin, worauf der Mann eine Pistole zog und den Kassierer von vorne in den Kopf schoss. Der Staatsanwaltschaft gegenüber soll der Mann erklärt haben, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne, sich in die Ecke gedrängt gefühlt habe und „keinen anderen Ausweg gesehen habe“ als ein Zeichen zu setzen.

 

In einigen Kommentaren auf Telegram-Kanälen wurde der Mord abgefeiert. Andere vermuteten eine Aktion unter falscher Flagge, um vor der Bundestagswahl Stimmung gegen Kritiker*innen der Corona-Maßnahmen zu machen. Das Vermuten ist ja eine freie menschliche Tätigkeit, die man auch ohne Meisterbrief nach Belieben ausüben darf.