Einer der Gründer der Taliban, Mullah Noor-ud-din Turabi hat das Abhacken von Händen als „notwendige Bestrafung“ bezeichnet. Während ihrer ersten Herrschaft in Afghanistan, als Turabi Justizminister und Chef der religiösen Polizei war, wurden Dieben eine Hand abgehackt und Straßenräubern eine Hand und ein Fuß. Die Strafen wurden oft in Stadien vor einer Menschenmenge exekutiert. In einem Interview mit der Associated Press reagierte Turabi nun wütend auf Kritik an den grausamen Strafen der Taliban: „Niemand wird uns sagen, wie unsere Gesetze sein sollen. Wir werden dem Islam folgen und unsere Gesetze auf den Koran gründen“, sagte Turabi.
Es ist unklar welches Gewicht Turabis Worte innerhalb der Taliban derzeit haben. Andererseits wird immer klarer, dass die Bemühungen der Taliban, sich als mittlerweile gemäßigt darzustellen, nicht so recht zu ihren Handlungen passen. So forderte die neue Stadtverwaltung von Kabul weibliche Angestellte auf, nicht mehr zur Arbeit zu kommen, es sei denn es gäbe keinen Mann, der ihre Arbeit machen könne. Die höheren Schulen wurden wiedereröffnet, aber nur für Knaben und für männliche Lehrkräfte. Frauen dürfen wie versprochen, zwar weiter studieren, aber mit einem ultrastrengen Dresscode. Es wurde kein Termin genannt bis wann die höheren Schulen für Frauen wieder eröffnet werden könnten. Damit ist auch der künftige Universitätsbesuch von Frauen höchst fraglich.
Es ist auch weiter nicht ganz klar, wer sich bei den Taliban in Zukunft durchsetzen wird. Nach einem Bericht des sicher gut informierten Senders Al-Jazeera gibt es einen Machtkampf zwischen dem Rat der Taliban in Kandahar und dem Haqqani-Netzwerk, das derzeit Kabul beherrscht. Auch seien die Kämpfer unzufrieden mit den politischen Führern. Außerdem wird die Herrschaft der Taliban von dem relativ kleinen, aber als ideologische Konkurrenz nicht ungefährlichen Ableger des Islamischen Staates, Islamischer Staat in Khorasan bedroht. Unzufriedene Taliban könnten wie schon früher geschehen zum IS überlaufen.