In einem Interview mit der italienischen Zeitung La Republica hat der Sprecher der Taliban, Zabihullah Mudschahid die Bedeutung der Beziehungen zu China unterstrichen. „China stellt für uns eine fundamentale und außerordentliche Chance dar, denn es ist bereit, in unser Land zu investieren und es wieder aufzubauen“, sagte Mudschahid der Zeitung. Außerdem bekundete er großes Interesse an Chinas Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“.
Eine chinesische Firma hat bereits seit 2008 eine Lizenz für eine große Kupfermine in Afghanistan. Wegen der Sicherheitslage hat sich der Abbau jedoch bisher verzögert. Außerdem gibt es in Afghanistan große Vorkommen an anderen Bodenschätzen, von denen insbesondere Lithium und die strategisch wichtigen Seltenen Erden weltweit besonders gebraucht werden. Den Taliban entgegenkommen dürfte auch, dass China bei seiner Außenpolitik nicht nach den Menschenrechten fragt. Das gleiche dürfte China auch von den Taliban in Bezug auf die Unterdrückung der muslimischen Minderheit in China erwarten.
Allerdings ist zu beachten, dass die Taliban bisher noch keine Regierung gebildet haben. Das gut koordinierte Vorgehen beim Sturz der alten Regierung hat den Eindruck erweckt, als hätten die Taliban eine einheitliche und straffe Führung. In Wirklichkeit stehen sich mindestens zwei Fraktionen gegenüber. Zabihullah Mudschahid spricht wohl vor allem für die Fraktion des Haqqani-Netzwerkes, das im Moment Kabul beherrscht. Diese Fraktion steht dem pakistanischen Geheimdienst nahe und Pakistan lehnt sich politisch und wirtschaftlich an China an. Das Haqqani-Netzwerk ringt aber mit der „afghanischen Fraktion“ in der zweitgrößten Stadt Kandahar um die Führung.