Hölle in Calais - Polizei räumt Flüchtlinge

Hölle in Calais - Polizei räumt Flüchtlinge

Seit zwei Tagen ist in Calais die Hölle los: Die Polizei räumt alle Plätze der Flüchtlinge und läßt sie auch nicht mehr zurückkommen. Es regnet ununterbrochen und die Flüchtlinge wissen nicht, wo sie unterkommen können. Die No Border Menschen haben keine Zelte mehr und kaum noch Decken, die austeilen können und senden einen dringenden Hifeaufruf um Zelte und Decken.

Am Morgen des 25. September um 6 Uhr traf ein großes Polizeiaufgebot – PAF and CRS – bei der Essensausgabe ein und trieb die Menschen nach draußen in den Regen. Um die 50 Personen wurden verhaftet und es war niemandem erlaubt, Decken oder Schlafsäcke mitzunehmen - die erst zwei Tage vorher von Medicin du Monde verteilt worden waren. Trotzdem konnten einige persönliche Dinge mitgenommen werden. Die Leute wurden im Laufe des Tages freigelassen; einige verbleiben jedoch im Gefangenenlager. Nach der Essensausgabe am Abend wurden weitere Decken verteilt. Viele Menschen versammelten sich und es wurde von vielen communities gemeinsam eine Straßenblockade beschlossen - als Protest gegen die Räumung am Morgen. 100 oder meher Personen saßen und standen auf der Straße zum Hafen und blockierten den Verkehr. Plastikplanen wurden gebracht und die Menschen machten notdürtige Zelte über der Straße. Auf Kartons schrieben sie Slogans wie “Wo sind unsere Menschenrechte?” und “Wir sind keine Verbrecher!”. Singend, tanzend und skandierend wurde es zu einer etwas surrealen Party. Die Polizei zeigte große Präsenz – Nationale, PAF, BAC –, die einige Stunden die Szene aus der Ferne beobachtete, während sie den Verkehr regelte. Dann kam ein Gewitter über die DemonstrantInnen – die Menschen hielten jedoch im strömenden Regen aus bis es dunkel war und sie einen Platz zum Schlafen suchten.

Am nächsten Morgen kam die Polizei erneut in aller Herrgottsfrühe. Sie räumte die Zone um die Essensausgabe und verhaftete jedeN. Sie waren nicht gewalttätig, aber sie weckten die Menschen auf, indem sie die Zelte über ihnen aufschnitten und auf die Plastikplanen schlugen, unter denen die Leute schliefen. Es war kalt und die CRS fand es amusant, daß viele Menschen zitterten und sich Decken umschlungen. Die Übersetzerin, die sie mitgebracht hatten, sprach kein Pashto oder Dari – nur Arabisch. 95% der Leute aber, die verhaftet worden waren, sind AfghanInnen und so verstanden sie die gebrüllten Befehle - JedeR sollte zur Polizeistation gehen um die Papiere zu zeigen und ihre persönlichen Dinge mitzunehmen - nicht. Auf der Wache wurden die Menschen in Sprachgruppen unterteilt: Pashto/Dari/Farsi/Arabic/Urdu und eingesperrt. Die Polizei nennt das Gefängnis “la maison Afghanistan”. Inzwischen sind wohl die meisten wieder freigelassen worden.

Nach diesem "Räumungstrend" in den letzen Tagen geht ein Aufruf nach Zelten, Schlafsäcken, Decken, Regenjacken etc. aus.

Am 27. September stürmte die Polizei ein Squat mit 16 dort lebenden Eriträern und rief die Menschen auf, das Haus zu verlassen. Die Räumung ist wahrscheinlich am Folgetag geschehen. Am Vorabend wurden die Menschen mit Gewalt daran gehindert, ihre Zelte wieder zu beziehen. Einige hatten keinen Schlafplatz. Es wurden erneut Decken und Plastikplanen ausgeteilt. Es wurden außerdem Menschen in Coquelles festgehalten, unter ihnen ein Minderjähriger. Unter den afghanischen Flüchtlingen befinden sich vier unter zehnjährige Kinder. Die Umstände in Coquelles sind menschenunwürdig – schlechte Lebensmittel, keine saubere Kleidung, Rassismus und Demütigung von Seiten der Polizei. Die Leute wurden nicht über ihre Rechte aufgeklärt, obwohl France Terre d’Asile dort arbeitet. Die Polizei ihrerseits versucht jedwede Kommunikation zwischen den verschiedenen Gefängnissektionen zu unterbinden.