Historiker erinnert an deutsche Kriegsverbrechen in der Ukraine

Historiker erinnert an deutsche Kriegsverbrechen in der Ukraine

In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau hat der Historiker Johannes Spohr auf die zahlreichen Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht in der Ukraine während des Rückzugs 1943/44 hingewiesen. Bei den oft als Partisanenbekämpfung ausgegebenen Verbrechen hätten auch antislawische Ressentiments eine Rolle gespielt. Darüber hinaus habe es ein Kalkül der verbrannten Erde gegeben. Industrieanlagen und landwirtschaftliche Betriebe wurden zerstört und Menschen in die Zwangsarbeit verschleppt. Anders als in Deutschland sei die Erinnerung daran in ukrainischen Dörfern noch durchaus präsent. In Deutschland hätten dagegen Angehörige der Wehrmacht die Geschichtsschreibung geprägt. Außerdem ginge es da um unangenehme Fragen in Bezug auf Entschädigungen und Reparationen. Spohr wies auch darauf hin, dass 6 bis 7 Millionen Menschen aus der Ukraine in der Roten Armee gekämpft und so zur Befreiung Europas von den Nazis beigetragen haben. Nicht Gegenstand des Interviews waren die Verbrechen beim Einmarsch in die Ukraine, die mit Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung einherging. Spohr ist Mitbegründer des Hilfsnetzwerkes für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine.