Wie war das eigentlich früher mit der Homosexualität? Diese Frage haben wir bereits in mehreren Gay-History-Ausgaben beackert und sind dabei auch immer wieder auf interessante Quellentexte aus der Vergangenheit gestoßen, die teilweise unerwartetete und überraschende Ansichten zur Homosexualität enthielten. Heute wollen wir uns einen solchen Text einmal genauer ansehen oder besser: anhören. Wir lesen auszugsweise den ersten Teil der „Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe“ mit dem Titel: „Vindex“ oder „Social-juristische Studien über mannmännliche Geschlechtsliebe“, der nicht weniger verpricht, als den Nachweis zu führen, dass männliche Homosexualität „ebensowenig Verfolgung verdient, als die Liebe zu Weibern“ und „daß sie schon nach den bestehenden Gesetzen Deutschland's gesetzlich nicht verfolgt werden kann“: Ein starkes Wort für eine Zeit, in der es Deutschland noch gar nicht gab und in den meisten deutschen Staaten „widernatürliche Unzucht“ auf eine jahrunderte alte Straftradition für Homosexuelle zurückblicken konnte, denn wir befinden uns mit dieser Schrift im Jahre 1864 und hinter dem Verfasser „Numa Numantius“ steht kein anderer als Karl Heinrich Ulrichs, einer der ersten Vorkämpfer für die erste Homosexuellenbewegung, noch lange vor dem viel berühmteren Magnus Hirschfeld.
Taucht also mit uns ein in eine längst vergangene Zeit und Gedankenwelt, passend umrahmt von zeitgenössischer Musik des – ebenfalls homosexuellen – Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski.
Im Studio: Andy und Philip