Doku von der EU-Außengrenze: "Ich fühlte mich wie eine Romanfigur - gefangen in einem Kapitel"

"Ich fühlte mich wie eine Romanfigur - gefangen in einem Kapitel"

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Detailaufnahme von Nahid: eine Hälfte des Gesichts liegt im Dunkeln, der Hintergrund ist komplett schwarz. Der Atem steht ihr sichtbar vorm Gesicht in der kalten Luft.
ECHOES FROM BORDERLAND Still3 ohne copyright: Nahid
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
https://ffmop.de/

Filmausschnitt Nahid Sprachnachricht: 1:13“  Seit ich in Bosnien bin, muss ich oft an die Ereignisse auf dem Flughafen von Kabul denken. Und ich erinnere mich, dass ich dachte, als ich diese jungen Männer, die auf das US-Militärflugzeug gesprungen waren, vom Himmel fallen sah: Alles im Leben wiederholt sich. Jede Geschichte. Jedes Bild. Jeder Schmerz. Alles ist ein Kreis."

Die Dokumentation ECHOES FROM BORDERLAND von Lara Milena Brose begleitet Geflüchtete aus Afghanistan, die in Bosnien-Herzegowina an der EU-Außengrenze "stranden" und dort zum Teil über mehrere Monate in informellen Zeltlagern ohne Wasser oder Heizmöglichkeit leben. Sie treten mehrfach und meist ohne Erfolg mithilfe von Fluchthelfer*innen den gefährlichen Weg durch fließende Gewässer nach Kroatien an. Viele Gebiete sind dort noch aus den Zeiten des Krieges vermint; die Polizei ist gewaltsam und führt illegale Push-Backs durch; manche Menschen finden dort den Tod und doch nennen sie im Camp die Versuche der Grenzübertretung "das Spiel". Echoes from Borderland gewann den Max Ophüls Preis für den Besten Dokumentarfilm. Der Preis ist dotiert mit 7.500 Euro, die in nächste Produktionen fließen müssen.

Begründung der Jury: “Ein Film mit starken ProtagonistInnen und einer mitreißenden Geschichte, der uns berührend und eindrücklich vor Augen führt, dass Europa seine Grenzen für geflüchtete Menschen verschließt und damit humanistische Werte missachtet und seine Verantwortung nicht wahrnimmt. Wie der Film von diesem großen Unrecht und Leid, aber auch von Sehnsucht und Hoffnung erzählt, hat uns mit seiner Nähe zu den Figuren, mit seiner szenischen Erzählweise, seiner präzisen Tongestaltung und seiner formalen und visuellen Eleganz stark beeindruckt.”

Wir hören das Publikumsgespräch mit Nahid, der halbwüchsigen Protagonistin des Films, die im Zeltlager als Übersetzerin und Organisatorin tätig war und nun in der Nähe von Leipzig lebt und einen Aufenthaltstitel hat. Außerdem beteiligt am Gespräch: Boris Gavrilović (Montage). 10:05

Haltet die Augen auf - der Film kommt wahrscheinlich im Laufe des Jahres in die Kinos und/oder ins öffentlich-rechtliche Fernsehen!