Isolationshaft von Deniz Yücel gelockert – wenn auch in seltsamer Weise

Isolationshaft von Deniz Yücel gelockert – wenn auch in seltsamer Weise

Nach 290 Tagen, die der Korrespondent der Welt, Deniz Yücel ohne Anklage in der Türkei im Gefängnis sitzt, wurde nun seine Isolationshaft gelockert. Yücel kann sich nun tagsüber mit einem anderen Gefangenen, dem Journalisten Oğuz Usluer (o-us us-lu-er) treffen. Es ist sicher nicht der Häftling, den sich der links und kritisch eingestellte Deniz Yücel als ersten gewünscht hätte. Zuletzt arbeitete Usluer als Nachrichtenchef für Süperhaber tv – das Supernachrichten tv, welches einem Neffen des Präsidenten Tayyip Erdoğan gehört. Vorher war Usluer die rechte Hand von Yiğit (ji-'it) Bulut. Yiğit Bulut bekleidet den Posten eines Chefberaters des Präsidenten Erdoğan. Diese Ehre erwarb sich Bulut nachdem er im Fernsehen verkündet hatte, es sei die Aufgabe der Polizei, den Gezi-DemonstrantInnen die Schädel einzuschlagen. Außerdem hatte er enthüllt, dass ausländische Mächte versuchen würden, Erdoğan mit Hilfe von Telekinese zu ermorden.

Nun kann man sich fragen, wie ein Mensch mit so einer Vorgeschichte in der Türkei derzeit als politischer Häftling ins Gefängnis kommt. Usluer soll der mit Erdoğan heute verfeindeten Gülen-Sekte nahegestanden haben. Über viele Jahre waren Gülen und Erdogan enge Verbündete. Leute die einst für Gülen und Erdoğan waren, können daher heute auch im Gefängnis sitzen. Aber vielleicht ergibt sich ja auch ein interessanter Dialog zwischen Deniz Yücel und Oğuz Usluer. Derweil muss der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte über die Beschwerden gegen die U-Haft von Deniz Yücel entscheiden. Am Dienstag hatte die Türkei, buchstäblich in letzter Minute eine Begründung für die U-Haft von Yücel vorgelegt. Die Begründung enthält laut Die Welt nichts was über die journalistische Arbeit von Deniz Yücel hinausgeht.