Nach Massenfestnahmen am Montag wurden gestern fünf weitere Studierende der Borporus-Universität festgenommen. Nach drei Studierenden wird noch gefahndet. Seit einem Monat protestieren Studierende an der Bosporus-Universität in Istanbul gegen den von Tayyip Erdogan gegen den Willen der Studierenden und des Lehrkörpers der Universität eingesetzten neuen Rektor Melih Bulu. Teilnehmer*innen der Proteste wurden von der Polizei wiederholt wie Schwerverbrecher behandelt. Am Montag drang die Polizei auf das Gelände der Universität vor und nahm 159 Teilnehmer*innen einer Protestkundgebung fest. Mittlerweile wurden sie zwar wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen, ein Teil muss sich aber nun regelmäßig bei der Polizei melden. Gegen 9 von ihnen wurde eine Ausreisesperre verhängt und für 12 Studierende wurde die Verhängung von Hausarrest beantragt.
Anlass für die Demonstration am Montag war das Vorgehen gegen 4 Studierende, die Ende Januar nach dem weitgefassten türkischen Volksverhetzungsparagraphen inhaftiert wurden. In einer Ausstellung hatten sie sich kritisch mit der Einsetzung des neuen Rektors befasst. Dabei zeigten sie auch ein Bild der heiligen Kaaba in Mekka. Deshalb wird ihnen nun Verletzung der religiösen Gefühle vorgeworfen. Der ebenfalls von Erdogan eingesetzte Direktor der staatlichen Religionsbehörde, Ali Erbas sprach im Zusammenhang mit der Ausstellung von „unzähligen Angriffen auf islamische Werte“. In die Kampagne gegen die Mitglieder des für die Ausstellung verantwortlichen Komitees werden auch homophobe Töne gemischt. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu kommentierte die Inhaftierung der Ausstellungsmacher*innen in den sozialen Medien wie folgt: „4 LGBT-Perverse, die die großartige Kaaba nicht respektiert haben, wurden inhaftiert“.