Ja zu Agrarreform und Agrarökologie, nein zu Abholzung

Ja zu Agrarreform und Agrarökologie, nein zu Abholzung

Die brasilianische Landlosenbewegung MST setzt auf die Einbeziehung der Land- und Stadtbevölkerung in die Entscheidungsfindung. Ende November wurde ein Brief an die Brasilianer*innen veröffentlicht, der Vorschläge zur Agrarreform und zur Vermeidung von Abholzung enthält. Diese sollen der Regierung des gewählten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva vorgelegt werden.

„Wir werden auf jede erdenkliche Weise dazu beitragen, sie durchzusetzen“, heißt es in dem Schreiben der MST. Zu den Vorschlägen gehören die Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe und die Verteilung des Bodens, insbesondere in Stadtnähe.

„Wir brauchen keine weiteren Bäume zu fällen. Was wir dringend brauchen, ist ein nationaler Aufforstungsplan, mit dem Millionen von Bäumen im ganzen Land, in allen Ökoregionen, auf dem Land und in den Städten gepflanzt werden“, heißt es in dem Schreiben.

Die MST setzt sich auch für die Umsetzung öffentlicher Maßnahmen zur Ernährungssouveränität ein, die auf der Erzeugung gesunder Lebensmittel im ganzen Land beruhen. Daher schlägt sie vor, die Agrarökologie mit modernen Mitteln zu fördern, „ohne die Natur zu schädigen, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die Produktivität zu verbessern“.


Hier ein Auszug des Briefs des MST an die brasilianische Bevölkerung: 

„Brasilien durchlebt die schlimmste wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise seiner Geschichte. Steigende soziale Ungleichheit, Umweltkriminalität, Hunger, Verzweiflung und Perspektivlosigkeit beeinträchtigen das Leben von über 70 Millionen Arbeitnehmern. All dies hat sich in den letzten sechs Jahren nach dem Putsch gegen die Regierung Dilma und den darauf folgenden vier Jahren einer neoliberalen Regierung mit faschistischen und autoritären Praktiken verschärft. Der politische Sieg Lulas bei den letzten Wahlen hat den Willen der Mehrheit der Brasilianer gezeigt, die Richtung zu ändern, den demokratischen Weg wieder aufzunehmen und die dringenden Probleme der brasilianischen Bevölkerung zu lösen. Dieser Sieg war das Ergebnis eines breiten sozialen Bündnisses aller progressiven Kräfte, sicher wird dies auch die Regierung der Frente Ampla („Breite Front“), in der die unterschiedlichsten Sektoren vertreten sind, entscheidend prägen. Die Regierung Lula wird sich der fundamentalen Herausforderung stellen müssen, die Grundbedürfnisse der Menschen zu sichern, z. B. der Bekämpfung von Hunger und Arbeitslosigkeit. In den Sektoren Bildung und Gesundheit sind umfangreiche Investitionen vonnöten. Mittelfristig bedarf es einer Diskussion über eine landesweite Neugestaltung, die auf Reindustrialisierung und der Produktion gesunder Nahrungsmittel basiert, denn nur so können wir zu Wirtschaftswachstum und sozialer Gerechtigkeit zurückkehren. Diese Diskussion muss von der gesamten Gesellschaft geführt werden.

In der Landwirtschaft gibt es seit Jahrzehnten drei Modelle der Produktionsorganisation: die skrupellosen Großgrundbesitzer, die sich durch Immobilienspekulationen und die Aneignung natürlicher Ressourcen bereichern; das Agrobusiness, das ausschließlich landwirtschaftliche Erzeugnisse für den Export produziert und sich auf nur fünf Produkte konzentriert (Soja, Mais, Zuckerrohr, Baumwolle und Viehzucht). Die Landwirte werden reich, zahlen aber dank der Exportbefreiungen keine Steuern an die Gesellschaft und greifen durch Abholzung der Wälder, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Monokulturen die Natur an. Das dritte Modell ist das der bäuerlichen Familienbetrieb.


Eine Nachricht aus dem Nachrichtenpool Lateinamerika zu erreichen unter npla.de.