"Lasst hundert Antenne blühen"

"Lasst hundert Antenne blühen"

Als Radio Dreyeckland noch keine Lizenz hatte - also vor 1988- stand der  eigene100-Watt-Sender  hoch in den Vorgesen.

Wenn wir uns damals selbstironisch die Frage stellten, „Wahrscheinlich hört wieder kein Schwein?“ dann sicher nicht, weil unser Programm in Freiburg nicht empfangbar war – das war  es: selbst bis  Zürich ereilten uns Hörerinnenrückmeldungen.

Eher schon , weil wir nur dreimal in der Woche und später als wir täglich kamen, nur bis zu maximal sechs Stunden Programm aus  dem elsässischen Exil möglich waren

Heute steht der Sender der Radio Dreyeckland in den Äther bringt auf dem Vogtsburg im Kaiserstuhl. Er gehört dem Magenta-Pleitiers und strahlt auf der Frequenz 102,3 Mhz gar mit 10-facher Leistung (1KW)gegenüber früher ab.

Das Programm geht rund um die Uhr – mal besser mal schlechter - wie früher halt auch

Doch uns erreichen -spätestens seit dem Big-FM in 500 khz Abstand auf Sendung ging - immer mehr Anrufe, daß wir nicht mehr empfangbar wären:

In Freiburg in der Wiehre  oder in Haslach und Weingarten - von Günterstal, Merzhausen, Ebnet und Kappel genauso zu schweigen wie von Mülheim, Bad Krozingen oder dem Elztal.

Eingekeilt zwischen frequenzondulierten BIG-FM und France Culture-Alsace mit Überreichweiten

ist es eng geworden im Äther zwischen 100-108 Mhz für Radio Dreyeckland auf 102,3 allemal.

 

Dabei ist die (technische) Lösung längst bekannt: Eine Aufstockung der Leistung des Sender Vogtsburg auf 5 KW würde die Empfangstärke in Freiburg und Umgebung um 7 db erhöhen. Quasi amtlich mit Briefkopf der zuständigen Medienbehörde der LfK bescheinigt anno 1999.

Jede/r, die/r schon mal am RDL-Mischpult die Schieberegler um 7 db  gesteigert hat, weiss was das heißt.

Das Argument „Ich kann euch nicht hören, warum soll ich euch finanziell mit meiner Mitgliedschaft im Freundeskreis unterstützen“ würde vielen unserer 40. 000 „Schwarz“-Hörererinnen nicht mehr helfen, wenn wir sie auf die aktive Unterstützung unseres hörerinnenfinanzierten freien Senders ansprächen.

Erst recht nicht wenn die von den kommerziellen Sendern – z.B.Ohr - nicht genutzten Frequenzen wie z.B. Haslach 93 Mhz in Lahr zum Einsatz oder eine freie Frequenz in Baden-Baden 107,1 Mhz nach Offenburg wandern würde.

Möglich wäre das: die gerade mit der Neulizenzierung zum 1.1.2003 abgeschlossene Neuordnung der privatkommerziellen Senderschienen: lokal (von Freiburg bis zum Bodensee: FR1), regional  (von Karlsruhe bis Basel: Radio Regenbogen) und landesweit (Big-FM) zeigt unerschöpflichen Erfindungsreichtum der politischen Patrone aus der CDU-FDP wie der zuständigen Landesanstalt für Kommunikation (LFK). Bestehende Sender wurden in der Leistung  aufgestockt, an höhere und bessere Standorte verschoben und und... 

Wie gesagt möglich schon , aber offenkundig politisch nicht gewollt.

Zwar gelang es – vor allem Dank der Erfahrung  und des Wirbels von RDL- 1995 neben RDL sieben weitere Standorte für freie Radios durchzusetzen – Karlsruhe, Freudenstadt, Tübingen, Schäbisch-Hall, Stuttgart, Ulm und Schopfheim doch seit der Mediengesetznovellierung 1999  ist es hier zum Stillstand gekommen.

Ein weiterer Standort kam zwar noch 1999 hinzu: Mannheim/ Heidelberg. Doch der Senderstandort  und die Leistung erlaubten allenfalls Babyfon statt Hörfunk.

Zugleich änderte die CDU/FDP Koalition das Mediengesetz. Größter Nachteil war die gesetzliche Privilegierung einer dritten kommerziellen Senderkette bei der Ausweisung von Frequenzen (BIG-FM). Unter Verweis auf diese Neuplanung wurde in den Folgejahren jegliche Verbesserung der Frequenzsituation der freien Radios von der Landesanstalt in Stuttgart verweigert.

Und jetzt wo die Neuzulassungen erfolgt sind, die Planungen abgeschlossen sind wenigsten jetzt eine Verbesserung für die freien Radios im Ländle?

Pustekuchen! Statt Verbesserung eher Verschlechterung!

In Stuttgart soll das freie Radio mit 300 Watt in Mono abgespeist werden, statt bisher 1 KW in Stereo(allerdings an einem schlechteren Standort) - die auf Drängen des freien Radios gefundene Frequenz mit gar 2 Kw Leistung die 1,17 Millionen Hörerinnen im Großraum Stuttgart erreicht soll einem neuen kommerziellen Sparten Radio zu Gute kommen, dessen Zulassungverfahren im März zum Abschluss gekommen  sein soll. War zunächst an ein Business Radio gedacht, ist nach dem Ausstieg von FAZ Radios jetzt das Klassik-Light-Progarmmm aus Hamburg in der Debatte.

In Karlsuhe sollte Querfunk zu Gunsten dieses kommerziellen Spartenprogrammes gar seinen Sendestandort und Leistung verlieren und stattdessen von den Bergen in das Rheintal wandern. Dies konnte nach kurzen Protesten gerade – noch – verhindert werden.

Natürlich: keine Verbesserung in Tübingen , Mannheim/Heidelberg,Ulm und Freiburg (siehe oben).

Da die LFK bei ihrer eilfertigen Privilegierung  ihres kommerziellen Spartenprogrammes gänzlich von ihren gesetzlichen Grundlagen zu lösen scheint, werden die freien Radios im Ländle auch juristisch gegen diese „Nutzungsplanung“ vorgehen.

Entscheidend wird aber wohl - wie in der Vergangenheit - der unüberhörbare politische Protest sein: Um hier ein bischen besser  voran zu kommen, planen die freien Radios im Juni eine „Tour de Ländle“ von Schopfheim über Freiburg- Karlsruhe- Mannheim-Freudenstadt-Schäbisch-Hall- Tübingen-Ulm-Stuttgart.

 

Doch vorher könnt ihr selbst aktiv werden: Mailt eure/unsere Forderung 5 KW und weitere Frequenzen  für RDL ruhig an die LfK: info@lfk.de oder t.langheinrich@lfk.de mit cc: an verwaltungs@rdl.de

 

kmm (radio! 2004)