Tschetschenien: Menschenrechtsaktivist von Memorial festgenommen

Menschenrechtsaktivist von Memorial festgenommen

In der russischen Teilrepublik Tschetschenien hat die Polizei den Leiter des örtlichen Büros der Menschenrechtsorganisation Memorial festgenommen. Als Grund für die Festnahme gab die tschetschenische Polizei an, der 60-Jährige Mann sei in Besitz von 180 Gramm Marihuana gewesen. Dafür drohen ihm bis zu 10 Jahren Haft. Dem Menschenrechtsaktivisten zufolge hat jedoch die Polizei selbst den Marihuana-Beutel in sein Auto angebracht.

Zahlreiche internationale Menschenrechtsorganisationen, darunter Human Rights Watch, Amnesty International und die Internationale Liga für Menschenrechte kritisierten prompt die Festnahme als willkürlich. Sie rufen die Behörden dazu auf, die Anschuldigungen gegen den Menschenrechtsaktivist fallen zu lassen und die Arbeit von Menschenrechtsbefürwortern in Tschetschenien nicht länger zu verhindern.

Laut der Internationalen Liga für Menschenrechte benutzen die Behörden Tschetscheniens oft gefälschte Anklagen über Drogendelikte und manipulierte Beweismittel, um ihre Kritiker zu bestrafen und zu diskreditieren. Die internationale Menschenrechtsorganisation Front Line Defenders sieht Hinweise darauf, dass die Behörden in den ersten Stunden nach der Festnahme den Menschenrechtsaktivisten verschwinden lassen wollten.

Memorial ist eine der führenden Menschenrechtsorganisationen in Russland. In Tschetschenien beobachtet Memorial Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien seit 25 Jahren. Viele dieser Menschenrechtsverletzungen wurden von Tschetscheniens Behörden unter Präsident Ramsan Kadyrov begangen und von der russischen Regierung stillschweigend gebilligt.

(mc)