Angeblich Kopfgelder auf tschetschenische Dissidenten ausgesetzt

Angeblich Kopfgelder auf tschetschenische Dissidenten ausgesetzt

Wie die österreichische Zeitung Der Standard berichtet, kursieren in „tschetschenischen Kreisen“ Berichte über auf Dissidenten ausgesetzte Kopfgelder. Anlass für den Bericht war der Mord an dem tschetschenischen Flüchtling Martin B. am Samstagabend in Gerasdorf bei Wien. Die Polizei konnte nach einer Verfolgungsjagd einen 47-jährige Tschetschenen als mutmaßlichen Mörder festnehmen. Ein weiterer Tschetschene, der zunächst als Zeuge aufgetreten war, verwickelte sich bei seiner Aussage in Widersprüche und ist nun auch verdächtig.

Der Ermordete soll auf YouTube 29 Videos veröffentlicht haben, in denen er den Präsidenten der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow kritisiert. In letzter Zeit gab es mehrere offenbar politisch motivierte Mordanschläge auf Tschetschenen im Ausland. Im Februar wurde der tschetschenische Blogger Tumso Abdurachmanow in Schweden mit einem Hammer angegriffen. Abdurachmanow überlebte. Die Polizei nahm einen Russen und seine mutmaßliche Komplizin fest. Im Januar fand die Polizei die Leiche des tschetschenischen Regimekritikers Imran Alijew in seinem Hotelzimmer in Lille. Alijews Körper war von 135 Messerstichen übersäht. Im August letzten Jahres wurde der georgische Tschetschene Zelimchan Changoshvili in einem Park in Berlin von einem Radfahrer erschossen. Der tatverdächtige Russe war mit einem Pass eingereist, dessen Nummer in der offiziellen Datenbank nicht erfasst ist. Es gibt Anhaltspunkte dafür dass der Pass mit falschem Namen vom russischen Geheimdienst ausgestellt wurde. Die Generalbundesanwaltschaft vermutet einen Mord im Auftrag staatlicher Stellen. Bereits im Jahr 2009 wurde ein Tschetschenischer Flüchtling in Österreich erschossen, der an einem Verfahren gegen Kadyrow vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beteiligt war.