Mittagsmagazin am 22.2.08

Mittagsmagazin am 22.2.08

Die Ein-Euro-News: Was ist das?

Nachrichten zwischen Arm und Reich.

Weltweit geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter
auseinander.
Nach wie vor trifft dies vor allem auf die Nord-Südbeziehungen zu (der
Norden wird reicher und der Süden ärmer) aber auch auf die südlichen
Länder selbst, in denen Wenige riesige Vermögen anhäufen, während der
Großteil der Bevölkerung um die nackte Existenz kämpfen muss.

Auch
in den reichen Industrienationen wird die Kluft zwischen Arm und Reich
täglich größer. Fast 13 % der Deutschen gelten inzwischen als
armutsgefährdet, ob mit oder ohne Arbeit. Rekordgewinne der Industrie
stehen sinkenden Reallöhnen und einem bröckelnden Sozialsystem
gegenüber, und auch hier gibt es immer mehr Menschen, die abgehängt und
abgeschrieben sind, ohne Perspektiven und Chancen.
Auch diejenigen unter uns, die angemessen leben können, leiden
darunter: die Reallöhne sinken und die Angst um den Arbeitsplatz führt
nicht nur zu sogenannten gemäßigten Tarifabschlüssen und steigenden
Arbeitszeiten, sondern auch dazu, dass Menschen trotz Krankheit zur
Arbeit erscheinen und auch allgemein versuchen, nur ja nicht unangenehm
aufzufallen.

Diese Entwicklung kommt nicht von selbst, sie wird politisch
durchgesetzt und ist begleitet von verschiedenen verschleiernden
Diskursen.

Statt über die Verteilung gesellschaftlichen Reichtums zu
sprechen, werden wirtschaftliche Zyklen thematisiert. Aber was haben
NiedriglohnempfängerInnen von einer steigenden Konjunktur?

Statt die Grundsätze kapitalistischer Verwertung zu
analysieren, wird über Managergehälter gequengelt und Unternehmer
werden zu Verantwortung gemahnt – als ob das ihr Job wäre!

Statt die Kopplung des Einkommens an die Lohnarbeit generell in
Frage zu stellen, wird gegen alle historische Erfahrung die
Vollbeschäftigung als Ziel ausgegeben. Dafür muss man dann halt die
Lohnkosten senken.

Statt die Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen zu bekämpfen, werden
diese Gruppen stigmatisiert und kriminalisiert - als Asylbetrüger,
Schulverweigerer, Sozialschmarotzer oder Nicht-integrierbare, die in
Abschiebelagern, mit Strafen, Gesetzen und Ein-Euro-Jobs dizipliniert
werden müssen.

So wird z.B. das aktuelle Thema Jugendgewalt nicht als Ausdruck
von Existenzangst und Perpektivlosigkeit thematisiert, obwohl bekannt
ist, dass fast 2/3 der jugendlichen Häftlinge nicht mal einen
Schulabschluss haben. Stattdessen wird Jugendgewalt entweder als Mangel
an repressiven Möglichkeiten interpretiert (zu wenig Polizei, zu
langsame Justiz) oder gleich rassistisch zur Ausländergewalt
umgedeutet.

Die Ein-Euro-Nachrichten wollen diese Diskurse dekonstruieren,
ihre Beschränktheit und Verlogenheit sichtbar machen. Partei ergreifen
für alle, die prekär leben, aber ohne jämmerlichen Sozialneid oder
nationalistisches Standortgedöhns. Getreu dem Motto: Alles für alle!
Und zwar umsonst!