Namibische Delegation appelliert an Deutschland für die Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama

Namibische Delegation appelliert an Deutschland für die Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama

Laut der Allgemeinen Zeitung Namibia wollen VertreterInnen von Herero und Nama in Berlin heute um 10 Uhr einen Appell an den Bundespräsidenten überreichen, in welchem sie ihn dazu auffordern, den Kolonialkrieg von 1904 bis 1908 als Völkermord anzuerkennen, die Nachfahren um Entschuldigung zu bitten und einen Dialog über Versöhnungsmassnahmen anzustossen. Anlass sei der bevorstehende hundertste Jahrestag der deutschen Kapitulation im damaligen Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia, am 9. Juli.

Der Appell werde zwar von einem Vertreter des Bundespräsidialamtes entgegengenommen, Bundespräsident Joachim Gauck selbst werde die VertreterInnen aber nicht empfangen. Er habe sich noch nicht zu diesem Thema artikuliert. Früher in diesem Jahr, als sich der Beginn des Völkermords des osmanischen Reichs an den ArmenierInnen zum hundertsten Mal jährte, hatte der Bundespräsident jedoch deutliche Worte gefunden, und von Genozid gesprochen.

Der Massaker an den Herero und Nama im Kolonialkrieg von 1904 bis 1908 in Deutsch-Südwestafrika gilt als erstes Völkermord des 20. Jahrhunderts. Damals ging die deutsche Armee mit dem erklärten Willen vor, das Volk der Herero zu vernichten. Über 80 Prozent der Herero starben in Folge der Kampfhandlungen, in Konzentrationslagern und bei der Flucht in die Wüste.

Neben dem Bundespräsidenten richtet sich der Appell der Herero- und Nama-VertreterInnen ebenfalls an die Bundesregierung und an den Bundestag. Unterstützt wird der Appell in Deutschland unter anderem von einigen PolitikerInner der SPD und Linken.