Zum 70-sten Jahrestag der Gründung des Landeskriminalamtes (LKA) von Nordrheinwestfalen vor drei Jahren wollte man auch früherer Behördenchefs gedenken. Dann kamen aber Zweifel wegen der Vergangenheit der zu ehrenden auf. Das LKA beauftragte darauf den Polizeihistoriker Martin Hölzl, der sich anschließend im In- und Ausland durch Akten wühlte. Das Ergebnis war schlimmer als erwartet. Die vier ersten Chefs des LKA waren alle schwer belastet.
Friedrich Karst, LKA-Chef von 1946 bis 48, war in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs an der Erschießung von 71 Gefangenen in einer Schlucht bei Düsseldorf beteiligt. Als das bekannt wurde, wurde er abgesetzt.
Friedrich D'Heil, LKA-Chef von 1948 bis 58, zeichnete die „Sonderanweisung“ ab, Juden und Jüdinnen, die aus dem Ghetto von Lódz fliehen wollten zu erschießen. 160 000 Menschen ließen die Nazis in dem Ghetto systematisch verhungern. In Dänemark hielt ihn ein Gericht für schuldig, an der Ermordung eines Widerstandskämpfers beteiligt gewesen zu sein.
Oskar Wensky, LKA-Chef von 1959 bis 64, ordnete die Verbringung von niederländischen Sinti und Roma an Sammelplätze an. Von da wurden sie nach Auschwitz deportiert. Unter seiner Verantwortung fanden auch Razzien gegen Homosexuelle in den besetzten Niederlanden statt. Wensky lehrte später als Honorarprofessor und sprach sich als Gutachter gegen die Abschaffung des Paragraphen 175 aus, der Gefängnis für homosexuelle Männer vorsah und oft angewendet wurde.
Günter Grassner, LKA-Chef von 1964 bis 69, war im Krieg in der Geheimen Feldpolizei erst in Belgien und dann in der Sowjetunion. Die Geheime Feldpolizei war in der Sowjetunion für 21 000 Morde, meist an mutmaßlichen Partisanen verantwortlich. Einzeltaten konnten Grassner nicht mehr zugerechnet werden.
Wie gesagt, Hölzls Untersuchung über die Vergangen deutscher Polizisten beschränkte sich nur auf das Bundesland Nordrheinwestfalen und das LKA.