In etwa 20 Städten in Ungarn haben gestern tausende gegen die 
zunehmend autoritäre Politik von Ministerpräsident Viktor Orbán und 
gegen Korruption demonstriert. Über soziale Netzwerke war zu einem „Tag 
der Empörung“ aufgerufen worden. In Budapest sollen es nach 
verschiedenen unabhängigen Quellen zwischen 10 und 25 tausend 
Demonstrantinnen und Demonstranten gewesen sein. Auf Transparenten war 
zu lesen „Orbán hau ab!“ und „Wir können nicht so viele Steuern zahlen, 
wie Ihr stehlt!“ Gefordert wurde auch der Rücktritt der Chefin der 
Steuerbehörde Ildiko Vida. Frau Vida war kürzlich wegen 
Korruptionsverdacht von den USA mit einem Einreiseverbot belegt worden.
Viktor Orbán macht aus seiner Absicht, Ungarn gänzlich in einen 
autoritären Staat umbauen zu wollen keinen Hehl mehr. Auch von Vorgaben 
der Europäischen Union will er sich nicht hemmen lassen. Im Sommer 
verkündete Orbán, Ungarn solle ein „nichtliberaler Staat“ werden. Mit 
Pathos wendete er sich gegen die Europäische Union: "Ich werde jede 
Politik, die das tausendjährige Ungarn auf dem Altar der Vereinigten 
Staaten von Europa opfern will, als gefährlich für das ungarische Volk 
und als extremistisch betrachten", sagte Orbán dieses Jahr im 
Parlament. In der Folge wurden unliebsame Nichtregierungsorganisationen 
als „vom Ausland bezahlte politische Aktivisten“ bezeichnet und Razzien 
gegen sie veranstaltet. Außenpolitisch sucht Orbán zunehmend die Nähe 
Putins.
