Gestern hat in Istanbul ein Prozess gegen 35 Mitglieder des Fanclubs Çarsı (tscharsche), zu deutsch „der Markt“ begonnen. Ihnen wird vorgeworfen, im Sommer 2013 einen erfolglosen Putsch gegen die Regierung Erdogan unternommen zu haben. Die Ultras hatten die Proteste gegen die Räumung des Gezi-Parkes unterstützt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Fans vor, sogar Fotos von den Protesten an die ausländische Presse gegeben zu haben, um sie wie eine Variante des sogenannten „Arabischen Frühlings“ erscheinen zu lassen. Die Staatsanwälte fordern zum Teil lebenslange Freiheitsstrafen. Gestern verteidigte sich Cem Yakışkan (dschem jakischkan) vor Gericht mit den Worten: "Wenn wir die Kraft zu einem Putsch gehabt hätten, hätten wir Beşiktaş zum Meister gemacht." Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete den Prozess als eine „lächerliche Parodie“.
Nach bei verschiedenen Gelegenheiten geäußerten Erkenntnissen des damaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Staatspräsidenten Tayyip Erdogan standen hinter den Gezi-Protesten außer dem Fanclub Çarsı (tscharsche) noch folgende Mächte: die Zinslobby, die internationalen Medien, ein „Land im Süden“, gemeint ist Israel, die deutsche Lufthansa und der pensionierte Prediger Fethullah Gülen.