Punkt 12 (#28) Donnerstag 07. August

Punkt 12 (#28) Donnerstag 07. August

 

 Pressemitteilung des Elternbeirates der Staudinger Gesamtschule:

Ein Herz für die Gesamtschule

Die Staudinger-Gesamtschule hatte am letzten Schultag vor den Sommerferien einen bekannten Reformpädagogen zu Gast: Otto Herz. Der 64-jährige Pädagoge und Diplom-Psychologe referierte engagiert, eloquent und äußerst lebendig, wie gemeinsames Lernen in sozial gemischten und leistungsheterogenen Klassen gelingt. Sein gesamtes Berufsleben lang setzt er sich für die „Schule ohne Aussonderung“ ein (siehe auch: www.otto-herz.de).

Im Staudinger-Werkspielhaus diskutierten rund 40 Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen unter anderem, was an der Staudinger- Gesamtschule konkret zu tun sei, um ein längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen. Herz beschrieb in aller Klarheit die Notwendigkeit, die Schulentwicklung intensiv weiter zu treiben. „Sorgen Sie dafür, dass Sie das Modell genehmigt kriegen, dann stehe ich Ihnen dafür die nächsten fünf Jahre beratend zur Seite,“ bot der freiberuflich Tätige den ‚Staudis’ überraschend an.
Das gegliederte Schulsystem ist für Herz nicht ein Ergebnis tieferen pädagogischen Nachdenkens, sondern die politische Entscheidung, mit den Schultypen Haupt-, Realschule und Gymnasium soziale Unterschiede zu konservieren.
Die äußere Leistungsdifferenzierung hält der Verfechter der (reformierten) Gesamtschule für ideologisch begründet. Sie ist letztlich ein Kompromiss, der in der Kultusministerkonferenz (KMK) in den 70er Jahren gefunden wurde, um aus dem damaligen Kulturkampf um die Gesamtschule herauszukommen. Alle eingerichteten Modellschulen sollten zu Regelschulen werden unter der Bedingung, dass die SchülerInnen spätestens ab der 7. Klasse auf unterschiedlichem Niveau (A-, B-, C-Kurse) unterrichtet werden.

Gemeinsames Leben – Gemeinsames Lernen
Eine der Ausnahmen ist bis heute die Laborschule in Bielefeld, die keine Differenzierungen und keine Noten kennt. Allerdings ist sie auch kein offizielles Modell für die Weiterentwicklung von Schulen mehr, sondern zu einem ansehnlichen Einzelfall degradiert worden, wie Otto Herz kritisch anmerkte. Sie steht als Leuchtturm in der hoch differenzierten deutschen Schullandschaft, wie sie das übrige Europa (abgesehen von wenigen Kantonen in der Schweiz) nicht kennt.
„Länger gemeinsam lernen“ als Auftrag ist zwingend für die Schule, postuliert Otto Herz, denn hier muss das Zusammenleben gelernt werden können. Eine richtige Schulstruktur macht ein demokratisches, Anteil nehmendes Miteinander in gesellschaftlicher Vielfalt möglich. Eine gute Schulkultur zeichnet sich dadurch aus, dass das Lernen für Kinder und Jugendliche generell eine gute Erfahrung ist, denn nur dadurch wird es ein Leben lang fortgesetzt werden. Gelernt werden sollte möglichst viel „intelligentes Wissen“, das weiterhilft, wenn die Routine oder das Gedächtnis versagt, um eine Aufgabe zu lösen.
Es bleibt der Verantwortungsgemeinschaft Staudinger – Gesamtschule als zukünftige Aufgabe, für das länger gemeinsame Lernen konkrete und „herzhafte“ Schritte zu planen und gemeinsam umzusetzen. Otto Herz ist als kompetenter Mitarbeiter herzlich eingeladen.