Radioaktive Lauge an unerwarteter Stelle in Asse II

Radioaktive Lauge an unerwarteter Stelle in Asse II

Bei Bohrungen in einem Bereich oberhalb des im "Versuchs-Endlager" Asse II abgekippen Atommülls haben Bergleute radioaktiv kontaminierte Salzlauge entdeckt. Wie die Radioaktivität an diese Stelle gelangte, kann die für Asse II zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) nicht erklären.

Festgestellt wurde bei den Messungen der Lauge radioaktiver Wasserstoff - Tritium - und Cäsium-137. Das Tritium trägt mit 15.000 Becquerel pro Liter zur radioaktiven Belastung der Lauge bei - das Cäsium-137 hingegen nur mit 7 Becquerel pro Liter. Die Bohrungen, bei denen die kontaminierte Salzlauge entdeckt wurde, fanden in 700 Meter Tiefe statt und damit 25 Meter höher als die obere Einlagerungsebene und 50 Meter über der nächsten. Außer in diesen Haupteinlagerungsebenen befindet sich allerdings auch Atommüll in der Einlagerungskammer 8a auf der 511-Meter-Ebene. Laut BGE könne die Lauge aber nicht von dort stammen, weil sich Kammer 8a im Osten des Bergwerks befindet - der Fundort jedoch im Westen. Die BGE spekuliert, die entdeckte Lauge könne vielleicht aus früheren bergbaulichen Arbeiten der Betreiber vor 2009 stammen.

Etwas vage erklärte die BGE nun, die Herkunft der kontaminierten Lauge erforschen zu wollen. Der unerwartete Fund ereignet sich zu einer Zeit, in der das ehemalige Salz-Bergwerk Asse II immer unsicherer wird. In den vergangenen Monaten registrierte die BGE ungewöhnlich starke Bewegungen im Gestein. Falls das Bergwerk unter der Last des Deckgebirges einstürzt, kann der Atommüll nicht mehr geborgen werden und die Katastrophe wäre perfekt. Seit 16 Jahren wird auf Zeit gespielt und die Bergung auf unverantwortliche Weise verzögert.

Obwohl Asse II von Anfang an offiziell als Versuchs-Endlager bezeichnet worden war, durfte radioaktiver Atommüll zwischen 1967 und 1978 skrupellos auch in undichten und korrodierten Fässer abgekippt werden. Hinzu kamen flüssige Abfälle, Rückstände von Pestiziden, Tierkadaver und giftige Schwermetalle - darunter mehrere Tonnen Blei sowie hochgiftiges Quecksilber und Arsen. Auch das ultragefährliche Plutonium wurde in erheblichen Mengen in Asse II eingelagert. Hinzu kommt, daß die Inventar-Listen offensichtlich nicht korrekt geführt wurden. Im Jahr 2008 mußte der seit 2005 amtierende Atom-Minister Sigmar Gabriel eingestehen, daß Asse II die "problematischste Nuklearanlage in ganz Europa" sei. Im Jahr2010 versprach er die Bergung des Atommülls.