Nelson Dil de Sousa Bulica war 15 Jahre alt als er am 1. August 2025 in seiner Zelle starb. Er starb in der Justizvollzugsanstalt Ottweiler – in staatlicher „Obhut“, nach 5 Wochen Einzelhaft. Die Initiative schwarzer Menschen in Deutschland schreibt in ihrer Pressemitteilung vom 17.8. dass „Sein Tod kein tragischer Einzelfall ist, sondern Teil eines tödlichen Systems, das von strukturellem Rassismus und institutioneller Verantwortungslosigkeit geprägt ist“
Zwischen 1990 und 2022 hat die ISD gemeinsam in der Kampagne Death in Custody Recherchiert und dokumentiert: Mindestens 203 Menschen starben in Deutschland in polizeilichem oder justiziellem Gewahrsam. Die Dunkelziffer ist hoch – nicht zuletzt, weil es bis heute keine bundesweite, verpflichtende Erfassung solcher Todesfälle gibt. Diese Intransparenz schützt nicht die Menschen, sondern die Institutionen.
Die zentrale Erkenntnis aus Jahrzehnten Recherche ist eindeutig: Von Rassismus betroffene Menschen sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, in staatlichem Gewahrsam zu sterben. Der Tod von Nelson muss in diesem Kontext verstanden werden – als Folge eines Systems, das rassistische Strukturen reproduziert, Verantwortlichkeiten verschleiert und Leben gefährdet.
Sie fordern eine:
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Eine unabhängige, öffentliche und umfassende Untersuchung von Nelsons Tod.
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Sofortige Einführung einer bundesweiten Melde- und Dokumentationspflicht für alle Todesfälle in Gewahrsam.
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Ein Ende der rassistischen Polizeikontrollen, Überwachung und Kriminalisierung, die zu solchen Situationen führen.
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der in Haft oder nach polizeilichen Maßnahmen getöteten Menschen erweitert. Menschen wie
Amin Farah (2022), Mouhamed Lamine Dramé (2022), Kupa llunga Medard Mutombo (2022), Lamin Touray (2024), Lorenz A. (2025)
Auch Nelsons Tod mahnt uns: Solange dieses System so weiterbesteht, sind weitere Todesfälle nicht nur möglich, sondern vorprogrammiert.
Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) wurde 1985 ins Leben gerufen und ist inzwischen eine der ältesten Selbstorganisation von und für Schwarze Menschen in Deutschland. Sie setzt sich für die Rechte und die politische Partizipation Schwarzer Menschen ein und kämpft gegen jede Form von institutionellem und strukturellem Rassismus.
Am 6.9. gab es in Freiburg eine Demo im Gedenken an Nelson und hier könnt ihr die Redebeiträge nachhören:
von
our voice:
Migrant*innenbeirat:
Egypt Solidarity: