Regierungskritischer belarussischer Journalist aus dem Flugzeug heraus festgenommen

Regierungskritischer belarussischer Journalist aus dem Flugzeug heraus festgenommen

Nach der erzwungenen Landung eines RyanAir-Flugzeugs in Minsk und der dortigen Festnahme des regierungskritischen Journalisten Roman Protasewitsch haben mehrere EU-Staaten Konsequenzen eingeleitet. Frankreich bestellte den belarussischen Botschafter ins Außenministerium ein, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das Pariser Außenamt berichtete.

Die Nato sprach von einem "ernsten und gefährlichen Vorfall", Generalsekretär Jens Stoltenberg forderte eine "internationale Untersuchung". Die EU kündigte an, bei ihrem kommende Woche stattfindenden Sondergipfel über Konsequenzen und mögliche Sanktionen beraten zu wollen. Das teilte Ratspräsident Charles Michel mit. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete die erzwungene Landung als "völlig inakzeptabel" uns sprach von einer "Entführung". "Die Verantwortlichen der Ryanair-Entführung müssen sanktioniert werden", twitterte von der Leyen.

Litauen nahm laut Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen wegen der Entführung eines Flugzeugs auf. Dabei sollen auch die Passagiere der Maschine befragt werden. Der Flug mit der Nummer FR4978 landete nach Angaben der Flughafen-Website mit mehr als achtstündiger Verspätung in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Protasewitsch kam nicht in Vilnius an. Das Minsker Innenministerium teilte mit, dass er in Belarus festgenommen worden sei.

Die Passagiermaschine war auf dem Weg von Griechenland nach Litauen, als eine Militärmaschine sie über belarussischem Gebiet abfing und zur Landung zwang, berichtete die Nachrichtenagentur Belta. Angeordnet wurde die Notlandung demnach von Machthaber Alexander Lukaschenko, weil es eine Meldung über explosive Stoffe an Bord gegeben habe. Nach der Notlandung sei bei einer Überprüfung des Flugzeugs keine Bombe gefunden worden. Daraufhin seien alle Passagiere zu einer weiteren Sicherheitskontrolle geschickt worden – unter ihnen auch Protasewitsch. Die belarussische Präsidentschaft bestätigte, dass ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-29 aufgestiegen sei, um das Flugzeug mit dem Oppositionellen an Bord abzufangen.