Regierungsnahe Zeitung: Erdogan möchte 4 Städte in Syrien erobern

Regierungsnahe Zeitung: Erdogan möchte 4 Städte in Syrien erobern

Nach einem Bericht der regierungsnahen Zeitung Yeni Safak ("Neue Morgenröte", islamistisch geprägt) will Erdogan vier weitere Städte in Syrien erobern. Von ihnen stehen drei derzeit unter dem Einfluss der prokurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD). Erdogan hatte die Absicht, einen weiteren Feldzug gegen die syrischen Kurd*innen zu unternehmen bereits am Montag angekündigt. Am Donnerstag (26. 5. 22) tagt der Nationale Sicherheitsrat der Türkei und wird den Feldzug wahrscheinlich beschließen. Nach Yeni Safak handelt es sich dabei um die Städte Tell Rifaat, Manbidsch, Ayn Isa und Kobani. Auf alle vier hatte Erdogan schon früher ein Auge geworfen, bekam aber kein Okay von Putin, der in einem weiteren Machtzuwachs Erdogans in Syrien eine Gefahr für seinen Schützling Baschar al-Asad sieht. Mit seinem Veto gegen die Nato-Mitgliedschaft von Finnland und Schweden ist Erdogan aber nun in einer starken Position gegenüber Putin und eventuell westlichen Bedenken (die ihn aber früher an Feldzügen in Syrien nicht gehindert haben). Begründet wird das Vorgehen laut Yeni Safak mit "Terrorakten". Gemeint ist, dass kurdische Kämpfer*innen gelegentlich Angriffe auf von der türkischen Armee und Söldnern besetzte Gebiete unternehmen. Dies geschieht wohl vor allem von Tell Rifaat aus, wohin sich kurdische Flüchtlinge aus Afrin zurückgezogen haben.  Tell Rifaat steht aber derzeit unter der Kontrolle von Asad. Anzumerken ist noch, dass türkische Invasionen, Luftangriffe und immer wiederkehrender Beschuss mit schwerer Artillerie der kurdisch dominierten Gebiete in Syrien mit Terrorismus natürlich nicht das Mindeste zu tun haben. Von besonderer politisch-psychologischer Bedeutung ist der Plan auch Kobani einnehmen zu wollen. Die Stadt war von September 2014 bis Januar 2015 Schauplatz einer Schlacht zwischen kurdischen Milizionär*innen und der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS), die für letzteren zu einer Art Stalingrad wurde. Erdogan hatte damals fest mit einem Sieg der Islamisten gerechnet und versucht Hilfe für die eingeschlossenen Kurd*innen zu unterbinden. Noch immer gelten Menschen, die die Verteidiger*innen von Kobani unterstützt haben, in der Türkei als Terrorist*innen. Politische Niederlagen pflegt Erdogan nicht einfach zu vergessen.

jk