"Musik und Kultur lassen sich nicht verdrängen": Spontandemonstration und Cornerstreifzüge nach vereiteltem Hiphop-Jam im Stadtgarten

Spontandemonstration und Cornerstreifzüge nach vereiteltem Hiphop-Jam im Stadtgarten

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Polizeikette während der Räuming der Belfortstraße
Während der Räumung der Belfortstraße beim zweiten Versuch einen Hiphop-Jam zu veranstalten, sorgte die Polizei für unschöne Szenen
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Radio Dreyeckland (LM)

Update 19.6.: Wie Polizei Pressesprecher Özgan Cira auf RDL-Anfrage mitteilt, sei gegen § 12 Polizeiverordnung zur Sicherung der öffentlichen Ordnung und gegen umweltschädliches Verhalten in der Stadt Freiburg i. Br. verstoßen worden und eine "Störung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung bereits eingetreten". Der LKW mit Oldtimer-Kennzeichen sei in einer öffentlichen Grünanlage widerrechtlich abgestellt worden habe gravierende Mängel aufgewiesen, die ein Sachgutachter anerkannt habe, so Cira weiter. Eine Versammlung habe laut dem Pressesprecher "objektiv" nicht vorgelegen, weshalb das Polizei- und nicht das Versammlungsrecht gegreift hätte. Ob ein politischer Aufruf zur Protestaktion, Transparente und Parolen, anders als vom Pressesprecher behauptet, nicht die eindeutige Absicht belegen, eine gemeinsame Meinung äußern zu wollen, bleibt unbeantwortet. An der vorgegebenen "Objektivität" der Freiburger Polizei kann aufgrund des unverhältnismäßigen Auftreten jedoch gezweifelt werden.


Eigentlich sollte am vergangenen Freitagabend im Freiburger Stadtgarten ein Hiphop-Jam unter dem Motto "Musik und Kultur lassen sich nicht verdrängen – Hiphop bleibt widerständig" stattfinden. Hintergrund ist unter anderem das kürzlich vom Stadtrat beschlossene Verbot für die nächtliche Benutzung von Bluetooth-Boxen und Musikinstrumenten in Freiburger Parks - und das generelle Fehlen unkommerzieller Orte für Nachtschwärmer*innen in der Freiburger Innenstadt.

Allerdings war die Polizei bereits vor dem geplanten Jam mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Einsatzkräfte untersagten die Veranstaltung und konfiszierten die Musikanlage, einen Laptop und einen LKW, der als Bühne dienen sollte.

Schließlich zogen die Teilnehmer*innen in einer Spontandemonstration durch die Innenstadt. Nahe der Belfortstraße sammelte sich eine größere Gruppe von Menschen und holte den Hiphop-Jam in verkleinerter Form nach. Die gute Stimmung war allerdings nur von kurzer Dauer: Schon nach zwei bewegenden Songs, wurde die Straße von Polizist*innen in Kampfmontur und unter Androhung von "niedrigschwelligen Verhaftungen“ geräumt.

Doch auch dies konnte die feierwillige Menge nicht davon abhalten, ihr Recht auf den öffentlichen Raum einzufordern. Eine Gruppe zog weiter durch die Stadt und cornerte bei Musik, Bier und Limo an verschiedenen beliebten Plätzen der Innenstadt, unter anderen dem berüchtigten Lederleplatz.

Im Folgenden findet ihr einige akustische Eindrücke der kurzweiligen, wenn auch für viele enttäuschenden Nacht.

Ein enttäuschter Besucher des geplanten Hiphop-Jams im Stadtgarten beschreibt seine Erlebnisse: 1:58

Die Beschlagnahmugn des LKWs, der als Bühne dienen sollte, sorgt bei den Besucher*innen für großen Unmut: 1:43

Im Grün gab es dann doch noch einen kleinen Jam, hier der Song Erlösung/Untergang von ad ace: 1:56

Die Polizei räumt die Belfortstraße und droht Verhaftungen an - doch nicht unwiderprochen: 1:00