Stadt Stuttgart verschickt Umfrage mit Suggestivfrage zu übertriebener Toleranz + 2 Updates

Stadt Stuttgart verschickt Umfrage mit Suggestivfrage zu übertriebener Toleranz + 2 Updates

Die Stadt Stuttgart hat vor wenigen Tagen zum 14. Mal eine Umfrage verschickt, weil ihr "die Meinung der Stuttgarterinnen und Stuttgarter in unserer Stadt sehr wichtig" sei. Verschickt wurde der gedruckte Fragebogen an 9000 Personen in Stuttgart. Da wäre nicht darüber zu berichten, enthielte die Umfrage in der aktuellen Fassung nicht auch folgende Frage:

 

"Übertreiben es in Stuttgart ihrer Meinung nach viele mit ihrer Toleranz
gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen,
transgender, intersexuellen und queeren Menschen?"

 

Dazu gibt es die Ankreuzkästchen "Ja", "Eher ja", "Teils, teils", "Eher nein", "Nein", "Weiß nicht". Also man kann sich noch verschiedene Stufen von Intoleranz aussuchen.

 

Im Stil von Viktor Orban wird mit der Frage eher ein Thema gesetzt und als gesellschaftsfähig erklärt, als dass es sich um eine wirkliche Umfrage handelt. Dabei ist schon die Fragestellung gelinde gesagt eine Zumutung. Vielleicht nicht unbedingt im juristischen Sinne, könnte man es auch als Volksverhetzung bezeichnen.

 

Update: Wie sich herausgestellt hat, kam die Frage auf Anregung der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion in die Umfrage. Es wäre aber interessant zu erfahren, wer die Fragestellung formuliert hat. Wir werden dem weiter nachgehen.

 

Update2: Auf Anfrage von Radio Dreyeckland erklärte der Vorsitzende der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN, Andreas G. Winter, die Frage ginge tatsächlich auf ihre Fraktion zurück. Die Intention sei gewesen, tut die Stadt genug für LBGTQ-Leute, entsprechend hätten sie auch Fragen formuliert. Statistiker hätten aber eingewendet, dass sich ihre Formulierung an LBGTQ-Leute wende. Die Frage sollte so formuliert sein, dass jeder antworten könne und damit man auch Antworten bekomme, solle sie auch etwas provozierendes haben. Die Frage sei von Statistikern und Leuten aus der Verwaltung formuliert worden. Die Frage wurde auch dem Ausschuss vorgelegt und diskutiert. Es sei ihm nun klar, dass sie auch "missverständlich" sein könne. Die Intention sei aber eine andere gewesen.

 

Man fragt sich, wie groß muss ein Elefant in der Telefonzelle eigentlich sein, damit er irgendwie auffällt?

 

Die ursprüngliche Nachricht war mit einem kommentierenden Abschnitt versehen, in dem die Einfügung der Frage mit dem neuen Stuttgarter OB Frank Nopper (CDU) in Verbindung gebracht wurde. Er hat das Begleitschreiben zu der Umfrage unterschrieben. Deshalb und als Stadtoberhaupt kann man ihn nicht ganz aus der Verantwortung entlassen. Es gibt aber keinen Hinweis darauf, dass er bei der Formulierung der Frage aktiv eingegriffen hätte. Deshalb haben wir den entsprechenden Absatz gelöscht.

jk