Nach 76 Tagen Hungerstreik für ihre Wiedereinstellung in den Staatsdienst ordnete am Dienstagabend ein Gericht in Ankara die Inhaftierung der Literaturdozentin Nuriye Gülmen und des Grundschullehrers, Semih Özakca an. Der Staatsanwalt warf den beiden Hungerstreikenden vor, mit ihrem Hungerstreik die Terrororganisation DHKP/C (Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front) unterstützen zu wollen, denn die DHKP/C könnte es für Agitation ausnutzen, wenn jemand im Hungerstreik stirbt. In der Befragung soll er den beiden vorgeworfen haben, ihre Aktion sei von einer Art, die das Volk zu "Groll und Hass" aufstachele, berichtet ihr Anwalt. Die beiden wollen ihren Hungerstreik fortsetzen. Seit Beginn des Hungertreikes nehmen die beiden nur Wasser, teilweise mit Salz oder Zucker zu sich und Tabletten mit Vitamin B. In Ankara Istanbul und Izmit solidarisierten sich DemonstrantInnen am Dienstagabend mit den Hungerstreikenden. Die Polizei griff ein und nahm zahlreiche Personen fest.
Seit Beginn des Ausnahmezustandes vor 10 Monaten wurden etwa 120 000 Personen fristlos aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Eine gerichtliche Überprüfung der Gründe für die Entlassung ist nicht möglich. Eine geringe Zahl von Entlassenen wurde mittlerweile wieder eingestellt, doch die meisten sind mittellos, weil auch private Firmen sich scheuen, sie einzustellen.